21. Februar 2023
Nach mehreren Prognosesenkungen hat weltweit seit der Jahreswende wieder ein Aufschwung eingesetzt. In Europa z.B. haben sich die Erdgaspreise in den vergangenen Monaten mehr als halbiert, und eine Rezession im Euroraum steht unseres Erachtens nicht mehr unmittelbar bevor. Derweil hat China nach der Pandemie eine raschere Öffnung als weithin erwartet durchgeführt, weshalb wir unsere Prognosen nach oben korrigiert haben. Und in den USA, für die wir weiterhin eine Rezession in H2 prognostizieren, ist die Arbeitslosenquote auf einen 53-Jahres-Tiefstand gefallen.
[mehr]Der Geldhahn wird weiter zugedreht
Cassidy Ainsworth-GraceJim ReidMarion Laboure
Nach mehreren Prognosesenkungen hat weltweit seit der Jahreswende wieder ein Aufschwung eingesetzt. Deutsche Bank Research Weltwirtschaf t licher Ausblick: Kurzfassung Der Geldhahn wird weiter zugedreht MAKROPROGNOSEN marion.laboure@db.com jim.reid @db.com cassidy.ainsworth - grace@db.com Februar 2023 EUROP A DEUTSCHLA N D WELT • Wir haben unsere Prognosen aufgrund der raschen und erfolgreichen erneuten Öffnung Chinas und der zunehmenden Belege dafür, dass die Inflation ihren Höchststand überschritten hat, angehoben. • Die Inflation scheint den Höchststand überschritten zu haben; we iterhin bestehen jedoch Aufwärtsrisiken, was zu einer Straffung seitens der Zentralbanken führt, die das Wachstum in wichtigen Ländern dämpfen sollte. • Russlands Invasion der Ukraine erschüttert weiterhin wichtige Rohstoffmärkte und Lieferketten . USA CHINA SCHWELL ENLÄ NDER • Der Euroraum dürfte einer Rezession in diesem Winter knapp entgehen. Wir haben die Wachstumsprognose für 2023 auf +0,5% gg. Vj. nach oben genommen; die Prognose für 2024 jedoch unverändert bei +1% gg. Vj. belassen. • Gründe dafür sind (i) das Abklingen de r Gaskrise und (ii) die raschere Öffnung Chinas nach der Corona - P andemie im Jahr 2023. Ein restriktiverer Kurs der EZB könnte ein Abwärtsrisiko darstellen. • China hat sich von der Omikron - Welle nach der politischen Kehrtwende sehr viel früher als erwartet erholt und die Mobilität ist rasch wieder angestiegen. • Wir erwarten eine Wachstumsbelebung ab Q1, getragen vom Dienstleistungssektor. Für 2023 bzw. 2024 pro gnostizieren wir Wachstumsraten von 6% bzw. 6,3%. • Schlüsselrisiken ergeben sich aus einer eventuell stärker als erwarteten Inflationsbeschleunigung nach der Wiederöffnung oder einer rascheren Entkopplung im Technologiesektor, die zu Verwerfungen im Verarb eitenden Gewerbe führen könnte . • Die Schwellenländer befinden sich in einer günstigeren Makro - situation. Die Inflationsdynamik verlangsamt sich in vielen Schwellenländern, sodass der geldpolitische Zyklus nahe seinem Höhepunkt sein könnte. Globale Anleger sind in Schwellenländer - Vermögenswerten unterinvestiert, und die rasch e Öffnung Chinas sollte die Nachfrage in den S chw ellen - ländern beleben. • Asien - Die unerwartet rasche Abkehr von der Null - COVID - Politik in China belebt Exportnachfrage und den Tourismus in der Region spürbar . • Lateinamerika - Divergenz zwischen Fundament aldaten (schwächere Realwirtschaft) und Markttreibern (schwächerer Dollar, höhere Rohstoffpreise). • CEEMEA - Nahe dem Höhepunkt im Inflations - /Zinszyklus, Gegenwind durch Lage in der Ukraine und beträchtliche politische Unsicherheit in der Türkei. • Nur eine milde Winter - Rezession. Wir haben unsere BIP - Wachstumsprognose für 2023 auf 0% angehoben . • Die makroökonomischen Aussichten haben sich merklich verbessert. Gründe sind (i) der günstige Gasspeicherfüllstand, (ii) der deutliche Rückgang der Großhandelspreise für Gas und Strom und (iii) zunehmender Optimismus nach dem raschen Kurswechsel in Chin as Corona - P olitik. • Strukturell höhere Energiepreise, die US - Rezession in H2 und die zunehmend spürbaren Auswirkungen des EZB - Kurswechsels dürften die konjunkturelle Dynamik im Jahresverlauf 2023 belasten. • Wir erwarten eine drei bis vier Quartale anhaltende Rezession ab H2 2023; im Gesamtjahr 2023 sollte das Wachstum bei 1% liegen. • Solides BIP in Q4 2022, aber Verlangsamung des Wachstums der Binnennachfrage und weiterhin niedrige Konsumausgaben. • Die Inflat ion hat sich zwar verlangsamt, aber es besteht das Risiko, dass sie kurzfristig wieder anzieht. Die Kernrate im Dienstleistungssektor (ohne Wohnraum) bleibt hoch. Am dynamischen Arbeitsmarkt bestehen weiterhin historische Angebotsengpässe und die Kündigung squoten sind hoch. • Außerdem stellt die Schuldenobergrenze ein beträchtliches Risiko in H2 2023 dar; voraussichtlich steht eine Kombination aus restriktiveren finanziellen Bedingungen und fiskalischen Einschnitten bevor. Weltwirtschaftlicher Ausblick Februar 2023 MARKTPROGNOSEN Wahrscheinlich hartnäckig hohe Inflation - Erste Anzeichen, dass Inflation den Höchststand überschritten hat; aber Risiken bestehen, dass die Rezession für eine erfolgreiche Disinflation stärker ausfallen muss. Die US - Rezession könnte früher als erwartet e insetzen - Wir prognostizieren für H2 2023 eine US-Rezession; diese könnte jedoch schon früher eintreten. In Großbritannien erwarten wir nach wie vor eine Rezession, die allerdings weniger tief und kürzer ausfallen sollte. Beträchtliche geopolitische Risik en - Der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland hält 2023 an; Risiko einer Eskalation. Der strategische Wettbewerb zwischen den USA und China könnte sich verschärfen; Risiko, dass China auf neue US-Kontrollen reagiert. M Abwärts- AKTIEN • Kurzfristig sollte sich die Bärenmarktrally in Q1 fortsetzen. • Mit dem Einsetzen der Rezession in Q3 dürfte der S&P 500 bei 3250 die Talsohle erreichen, sich aber zum Jahresende wieder erholen . • Zielwert von 4500 für den S&P 500 zum Jahresende 2023. % STAATS - ANLEIHEN • Am kurzen Ende in den USA neutral und im Euroraum leicht bearish; der UST - Bund - Spread und der Bund - ASW dürften sich einengen und die Laufzeitprämien sollten weltweit ansteigen. • 10J - Treasury - Renditen zum Jahresende 2023 bei 3,65%, 10J - Bund - Renditen bei 2,6 0% . • Der USD hat sich seit Anfang 2023 weiter abgeschwächt, und wir erwarten ab jetzt einen anhaltenden Abwärtstrend. Der EUR/USD - Kurs könnte in Q2 bzw. Q4 bei 1,10 bzw. bei 1,15 liegen. • Der USD - Risikoaufschlag sollte weiter sinken, wenn die globale Wachstumsdynamik zunimmt und das Ende des Zinsanhebungszyklus der Fed in den Blick gerät. UNTER NEHMENS ANLEIHEN • Deutliche Spread - Ausweitung in H2 2023, wenn die US - Rezession eintritt. • Ausweitung der Spreads von US - IG - bzw. HY - Anleihen auf 140 Bp. bzw. 465 Bp. bis Ende Q1, weitere Ausweitung in Q2. • Für €IG - Anleihen erwarten wir in Q2 2023 Spreads von 160 Bp., für €HY - Anleihen von 510 Bp . • Wir prognostizieren für Brent Blend in H1 einen Preis von USD 75/Barrel und danach einen Anstieg auf USD 80/Barrel in H2. • Die Rezession sollte das Nachfragewachstum dämpfen; da China seine Null - C OVID - Politik früher als erwartet beendet hat, wird ein sprunghafter Nachfrageanstieg in Q2 weniger wahrscheinlich . GELD- POLITIK • Fed: Jeweils 25 Bp. im März und Mai. Endniveau: 5,125% in Q2 2023. • EZB: 50 Bp. im März und 25 Bp. im Mai, Endniveau von 3,25% im Mai 2023. • BoJ: Keine Zinsänderungen. • BoE: 25 Bp. im März, Endniveau von 4,25% im März 2023. • PBoC: Keine Zinsänd erungen . MARKT STIMMUNG • Riskante Vermögenswerte dürften angesichts der US - Rezession ein schwieriges H2 2023 vor sich haben; Treasuries dürften zum Jahresende 2023 durch Zinssenkungen der Fed unterstützt werden . WECHSEL - KURSE H M M Weltwirtschaftlicher Ausblick Februar 2023 WICHTIGE MAKRO - UND MARKTPROGNOSEN BI P - Wachstum (%) 20 23 P 20 24 P Leitzinsen (%) Aktuell Q 1 - 2 3 Q 4 - 2 3 Wichtige Marktkennzahlen Aktuell Q4 - 2 3 Global 2,7 3,1 USA: Federal Funds Rate 4 , 625 4 , 875 4 , 625 US 10J - Renditen (%) 3,65 3,65 USA 1 , 0 0 , 3 Euroraum: Deposit Facility Rate 2,50 3,00 3,25 EUR 10J - Renditen (%) 2.29 2,60 Euroraum 0 , 5 1 , 0 Japan: Policy Balance Rate - 0,10 - 0,10 - 0,10 EUR/USD 1,07 1,15 Deutschland 0 , 0 1 , 0 Großbritannien: Bank Rate 4,00 4,25 4,25 USD/JPY 132 120 Japan 1 , 0 0 , 8 China: MLF 1Y Interest Rate 2,75 2,75 2,75 S&P 500 4111 4500 Großbritannien - 0 , 5 0 , 8 Gold (USD/Unze) 1856 2000 China 6 , 0 6 , 3 Oil WTI (USD/Barrel) 74,46 75 Oil Brent (USD/Barrel) 80,56 80 Quelle : Deutsche Bank Research MA K RO EREIGNIS - KALENDER 2023 März 2023 April 2023 Mai 2023 10. JP BoJ - Entscheidung 16. EZ EZB - Entscheidung 22. US Fed - Entscheidung 23 . GB BoE - Entscheidung 23. - 24. EU Sitzung Europäischer Rat 1 0 . - 1 6 . IWF/Weltbank - Jahrestagung 28. JP BoJ - Entscheidung 0 3. US Fed - Entscheidung 0 4 . EZ EZB - Entscheidung 11 . UK BoE - Entscheidung 19. - 21. G 7 - Gipfel © Copyright 202 3 . Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research" gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage - , Rechts - oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unter nehmen entspricht. Alle Meinungen können ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in andere n von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research - Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informationszwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vol lständigkeit oder Angemessenheit der vorstehenden Angaben oder Einschätzungen wird keine Ge währ übernommen. In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis zur Erbringung von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralba nk (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Filiale Lo ndon, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudenti al Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkon g wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea dur ch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.