14. Juni 2019
Im Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen hielt das starke Wachstum zum Jahresauftakt an, es hat sich im letzten halben Jahr aber nicht weiter beschleunigt. Das Kreditvolumen (EUR +24,9 Mrd. in Q1; +5,3% ggü. Vj.) entwickelte sich in vielen Branchen positiv, wobei unternehmensnahe Dienstleister herausragten. Auslandsbanken verzeichneten erneut das größte Plus; der Margendruck ließ nach. Anleiheemissionen erholten sich etwas. Die deutsche Volkswirtschaft expandierte in Q1 überraschend kräftig (+0,4% ggü. Vq.). Dabei profitierten die Investitionen der Unternehmen, der private Konsum und der Bau von Sondereffekten. Die Exporte schnitten ebenfalls gut ab, während rückläufige Staatsausgaben und der Lagerabbau negativ wirkten. Die Industrie verharrt in der Rezession. Im Rest des Jahres dürfte das Wachstum aufgrund handels- und europapolitischer Risiken recht schwach ausfallen.
[mehr]Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019
Jan SchildbachMarc Schattenberg
Im Kreditgeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen hielt das starke Wachstum zum Jahresauftakt an, es hat sich im letzten halben Jahr aber nicht weiter beschleunigt. Microsoft Word - MUNF_19Q1_1560505404087_SA_Komma Deutschland-Monitor Unternehmensfinanzierung Unternehmensfinanzierung Kreditvolumen steigt weiter kräftig, auf breiter Front. Im Kreditgeschäft mit Un- ternehmen und Selbstständigen in Deutschland hält das starke Wachstum an, beschleunigt sich aber nicht mehr weiter. Im ersten Quartal, dem typischerweise stärksten, expandierte das ausstehende Volumen um EUR 24,9 Mrd. (1,9%) und lag damit um 5,3% höher als vor einem Jahr. Die Kreditvergabe legte in vie- len Branchen deutlich zu, an der Spitze standen Telekom/Beratung/Werbung und Wohnungsunternehmen. Das größte Plus verzeichneten unverändert kurz- und mittelfristige Kredite, während sich Laufzeiten von über fünf Jahren weniger dynamisch entwickelten. Auslandsbanken und Kreditgenossenschaften konnten erneut das höchste Wachstumstempo verbuchen. Die Einlagen von Unterneh- men nahmen mit 2,1% ggü. Vorjahr so stark zu wie seit 2016 nicht mehr. Dies könnte auch am überraschenden Anstieg der Zinsen für Termineinlagen gele- gen haben, die erstmals seit Mitte 2016 in den positiven Bereich kletterten. Die Kreditzinsen waren in Q1 auf sehr niedrigem Niveau weitgehend stabil. Nachlassender Margendruck, solides Abschneiden der Finanzierungsalternati- ven. Erstmals seit fast vier Jahren verschärften die Banken ihre Kreditstan- dards. Zudem verzeichneten sie das erste Margenplus bei durchschnittlichen Krediten nach 20 Quartalen hintereinander mit Rückgängen. Die Emission von Unternehmensanleihen und das Leasing profitierten in ihrem guten ersten Quar- tal auch von Aufholeffekten nach einem schwachen Jahresabschluss; bei Com- mercial Paper und Aktienemissionen lief es relativ unspektakulär. Konjunktur Das Wachstum der deutschen Volkswirtschaft lag im ersten Quartal bei 0,4% ggü. Vq. Positive Impulse kamen sowohl von der Binnenwirtschaft, die unter an- derem von Sondereffekten profitierte, als auch vom Außenhandel. Vor allem die privaten Konsumausgaben gewannen in Q1 an Dynamik, während der Staats- konsum leicht schrumpfte. Ausrüstungs- und Bauinvestitionen zeigten sich im Quartalsvergleich ebenfalls stark. Dagegen setzte sich der der Lagerabbau wei- ter fort. In Q1 2019 leisteten die Nettoexporte wieder einen positiven Wachs- tumsbeitrag. Aufgrund der Dynamik zu Jahresbeginn haben wir unsere BIP-Prognose für das Gesamtjahr 2019 auf 0,7% (0,5%) leicht angehoben. Nach der positiven Ent- wicklung rechnen wir jedoch mit einer Stagnation im zweiten Quartal, sehen aber ein zunehmendes Risiko für einen Rückgang. Die mit den ungelösten han- dels- und europapolitischen Auseinandersetzungen verbundenen Unsicherhei- ten belasten die Wirtschaft weiterhin. Das flache Wachstumsprofil des laufen- den Jahres reduziert – ceteris paribus – die jährliche Wachstumsrate in 2020, die wir nun bei 1,2% sehen. Autoren Jan Schildbach +49 69 910-31717 jan.schildbach@db.com Marc Schattenberg +49 69 910-31875 marc.schattenberg@db.com Editor Stefan Schneider Deutsche Bank AG Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland E-Mail: marketing.dbr@db.com Fax: +49 69 910-31877 www.dbresearch.de DB Research Management Stefan Schneider 14. Juni 2019 Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 2 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor Unternehmensfinanzierung in Deutschland Kreditvolumen Dem schon seit letztem Sommer eingetrübten gesamtwirtschaftlichen Umfeld zum Trotz hat sich das Kreditgeschäft mit Unternehmen auch zu Jahresbeginn ausgesprochen stark entwickelt. Die ausstehenden Kredite an Unternehmen und Selbstständige in Deutschland stiegen von Dezember bis März um EUR 24,9 Mrd. (1,9%) und lagen damit 5,3% über dem Vorjahresniveau. Allerdings hat das Wachstumstempo im letzten halben Jahr nicht weiter zugenommen. Ein Grund für die anhaltende Kreditexpansion dürften die aufgrund eines Sonderef- fekts robusten Investitionen der Unternehmen sein (zu den Details des aktuellen Konjunkturverlaufs und -ausblicks siehe Teil 2 im Anschluss). Im Euroraum insgesamt setzte sich in Q1 mit einem moderaten Plus von 0,7% ggü. Vorquartal (bzw. 1,8% ggü. Vorjahr) der jüngste Trend bei den Krediten an nichtfinanzielle Unternehmen fort. Einmal mehr war dafür jedoch v.a. das Ge- schäft in Deutschland (und Frankreich) verantwortlich, während die Kredit- vergabe in Italien, Spanien oder Irland erneut zurückging. Mit Blick auf die verschiedenen Branchen in Deutschland findet das Wachstum unverändert auf breiter Front statt. Während das Kreditplus im Verarbeitenden Gewerbe auf hohem Niveau verharrte (6,9% ggü. Vj.), legte es beim Dienstleis- tungssektor noch weiter zu, auf 6,5%. Bei den Selbstständigen standen – im historischen Vergleich ebenfalls sehr gute – 3,2% zu Buche. Unter den einzelnen Industriebranchen verzeichneten Maschinenbau/Auto zwi- schen Januar und März (allerdings saisonal typisch) mit EUR 1,6 Mrd. den höchsten Anstieg. Es folgten Metall mit EUR 0,8 Mrd., Chemie und Elektrotech- nik mit jeweils EUR 0,7 Mrd. und Baustoffe mit EUR 0,6 Mrd. Mit Ausnahme von Maschinenbau/Auto waren das allesamt sehr gute Ergebnisse. Bei Metall und Baustoffen war es das beste Quartal seit der Finanzkrise, bei der Elektrotechnik (Chemie) das beste Q1 seit 2007 (2012). Im Dienstleistungssektor schnitten Telekom/Beratung/Werbung, die unterneh- mensnahen Dienstleistungen, mit dem höchsten Plus seit 1995 in Höhe von EUR 4,6 Mrd. hervorragend ab. Fast gleichauf lagen Wohnungsunternehmen, bei denen das ausstehende Kreditvolumen jedoch doppelt so hoch ist. Auch sonst entwickelte sich das Kreditgeschäft anhaltend stark, so bei Gewerbeim- mobilien (EUR +2 Mrd.), Beteiligungsgesellschaften (EUR +1,4 Mrd.), Touris- mus/Gastronomie (EUR +0,7 Mrd., der kräftigste Anstieg seit 1996) und Ge- sundheit (EUR +0,5 Mrd.). Die sonstigen Branchen überraschten in Q1 nur wenig. Darlehen an Handel und Bau legten saisonbedingt deutlich zu, um EUR 2,3 Mrd. bzw. EUR 2,1 Mrd. Auch Versorger/Bergbau (EUR +1,3 Mrd.) und die Landwirtschaft (EUR +0,4 Mrd.) konnten ein solides Resultat verbuchen. Als einzige Branche mit schrump- fendem Kreditbuch (EUR -0,6 Mrd., gleichbedeutend mit dem 16. Quartalsminus in Folge) fiel lediglich der Verkehr aus der Reihe. Hinsichtlich der verschiedenen Fristigkeiten blieben kurz- und mittelfristige Aus- leihungen die größten Wachstumstreiber im ersten Quartal. Bei Ersteren ging der Vorjahresvergleich moderat auf 7,3% zurück, bei Laufzeiten von 1-5 Jahren kletterte er hingegen in den zweistelligen Bereich (auf 10,6%), was die stärkste Zunahme seit der Finanzkrise darstellt. Wesentlich weniger dynamisch verläuft die Vergabe langfristiger Kredite. Sie liegen praktisch unverändert bei +4,1%, was darauf hindeutet, dass der anhaltende Kreditaufschwung im Grunde weni- ger kraftvoll ist als er aussieht. Darüber hinaus sind die Größenordnungen un- terschiedlich: Kurz- und mittelfristige Kredite verzeichneten absolut bloß einen Anstieg von EUR 14 Mrd. bzw. EUR 10 Mrd. über die letzten 12 Monate, lang- fristige Ausleihungen dagegen von EUR 51 Mrd. -2 -1 0 1 2 3 4 5 6 14 15 16 17 18 19 ggü. Vorjahr ggü. Vorquartal Kredite an inländische Unternehmen und Selbstständige* 1 % * ohne sonstige Finanzinstitute Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -6 -4 -2 0 2 4 6 8 14 15 16 17 18 19 Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungssektor Selbstständige ... nach Branche 2 % ggü. Vorjahr Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -6 -3 0 3 6 9 12 14 15 16 17 18 19 Kurzfristige Kredite Mittelfristige Kredite Langfristige Kredite ... nach Fristigkeit* 3 % ggü. Vorjahr * ohne sonstige Finanzinstitute Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -10 -5 0 5 10 15 20 14 15 16 17 18 19 Kreditbanken darunter Auslandsbanken Landesbanken Sparkassen Kreditgenossenschaften ... nach Bankengruppe* 4 * ohne sonstige Finanzinstitute % ggü. Vorjahr Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 3 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor Weitgehend stabil blieb in Q1 auch das Wachstumstempo der großen Banken- gruppen . An der Spitze lagen weiterhin die Auslandsbanken (+10% ggü. Vj.), gefolgt von den Kreditgenossenschaften (+6%) und den Sparkassen (+5%). Un- terdurchschnittlich lief es bei den inländischen Kreditbanken (+4%) und den Landesbanken (+3,5%), die aber immerhin beide solide zulegen konnten. Nach einer längeren Schrumpfphase steigerten sich auch die Förderbanken (+3%, inkl. DZ Bank). Bei den Landesbanken ist die Zahl der in der Statistik erfassten rechtlich selbstständigen Institute mittlerweile auf nur noch fünf gesunken (ohne DekaBank), verglichen mit acht 2015 und elf 2007. Grund dafür sind Übernah- men und Abwicklungen ebenso wie Umklassifizierungen wie zuletzt zu den pri- vaten Kreditbanken und in den Sparkassensektor. Die hier ermittelten Wachs- tumsraten sind um diese Effekte bereinigt. Der außergewöhnlich hohe Zuwachs bei den Krediten an unternehmensnahe Dienstleister in Q1 verteilte sich im Wesentlichen auf die Kreditbanken (was v.a. an den Auslandsbanken lag), die Landesbanken und die Sparkassen. Darüber hinaus schnitten die Kreditbanken zwischen Januar und März – üblicherweise eines ihrer besten Quartale – im Geschäft mit Maschinenbau/Auto und dem Handel besonders gut ab. Die Landesbanken enttäuschten andererseits einmal mehr in ihrer früheren Domäne Verkehr. Die Sparkassen erzielten in den immo- biliennahen Branchen (Wohnungsunternehmen, Gewerbeimmobilien und Bau) wieder ein sehr gutes Ergebnis. Ähnlich sah es, mit Ausnahme der Kredite an Gewerbeimmobilienfirmen, bei den Genossenschaftsbanken aus. Andere Finanzierungsquellen Bei manchen Finanzierungsalternativen zeigte sich ein Aufholeffekt in Form ei- nes starken Jahresauftakts nach einem schwachen vierten Quartal 2018. Der Markt für Commercial Paper von Nichtbanken ist mäßig in das Jahr 2019 ge- startet. Netto wurden EUR 1,3 Mrd. emittiert, der geringste Q1-Wert seit 2014. Angesichts rekordtiefer Zinsen auch in der langen Frist kommen die klassischen Zinsvorteile von Commercial Paper bei kürzeren Laufzeiten offenbar nicht mehr so zur Geltung wie in der Vergangenheit. Dagegen überzeugte das Geschäft mit der Emission von Unternehmensanlei- hen zum ersten Mal seit drei Jahren. Das Volumen war mit EUR 4,5 Mrd. im ersten Quartal bereits doppelt so hoch wie im vergangenen Jahr insgesamt. Al- lerdings bleibt abzuwarten, ob es sich hierbei um eine tatsächliche Belebung oder ein Strohfeuer handelt, ausgelöst durch den erneuten Rückgang der Kapi- talmarktzinsen, d.h. der Rendite von Bundesanleihen. In Euroland insgesamt zeigte sich kein solcher Einfluss, hier lag das Emissionsvolumen mit EUR 16,8 Mrd. im Rahmen der letzten Jahre. Anders als in Deutschland hatte es hier aller- dings 2017/18 auch keinen Einbruch der Aktivität gegeben. Im Leasing in Deutschland kam es in Q1 zu einer Premiere (zumindest seit Be- ginn der vorliegenden Zeitreihe 2006): Normalerweise ist im dominierenden Ge- schäft mit Mobilien der Jahresauftakt das schwächste und das Jahresende das stärkste Quartal. Dieses Mal waren jedoch die Neuabschlüsse im (ungewöhnlich starken) Q1 2019 mit EUR 12,3 Mrd. höher als im (ungewöhnlich schwachen) Q4 2018 und satte 13% höher als im Vorjahreszeitraum. Der größte Treiber war das Geschäft mit Pkw (WLTP-Effekt), ein kräftiges Plus verbuchten aber auch Luft- & Schienenfahrzeuge, Lkw & Busse. Rückläufig waren nur das Maschinen- Leasing sowie das kleine Immobiliensegment (Neuvolumen: EUR 164 Mio.). Bei der Emission neuer Aktien verlief das vergangene Vierteljahr eher unspekta- kulär. Mehrere mittelgroße Kapitalerhöhungen u.a. in der Lebensmittel-/Kosme- tik- und der Tourismusbranche führten zu einem Gesamtvolumen von EUR 1,7 Mrd. In den drei Monaten fand jedoch erstmals seit mindestens 2010 kein einzi- ger Börsengang statt – vermutlich auch eine Folge der Aktienmarktturbulenzen Ende 2018, die Börsenkandidaten vorsichtiger werden ließen. -2 0 2 4 6 8 10 14 15 16 17 18 19 Anleihen inländischer nichtfinanzieller Unternehmen, Nettoemission 6 Mrd. EUR Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 14 15 16 17 18 19 Commercial Paper inländischer Nichtbanken, Nettoemission 5 Mrd. EUR Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research 0 2 4 6 8 10 12 14 16 14 15 16 17 18 19 Mobilien Immobilien Mrd. EUR Leasinggeschäft, Neuvolumen* 7 * statistischer Bruch in Q1 2017 Quelle: BDL 0 2 4 6 8 10 12 14 15 16 17 18 19 Aktienemissionen inländischer Unternehmen (einschl. Finanzinstitute) 8 Mrd. EUR Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 4 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor Einlagenvolumen Im Einklang mit saisonalen Trends gingen die Einlagen von Unternehmen und Selbstständigen in Q1 nach dem Anstieg im Vorquartal wieder zurück. Aller- dings war das Minus in Höhe von EUR 7,8 Mrd. weniger ausgeprägt als vor ei- nem Jahr, sodass der 12-Monats-Vergleich weiter anstieg, auf 2,1%, den bes- ten Stand seit 2016. Insgesamt kommt diese robuste Entwicklung angesichts des unattraktiven Zinsumfelds etwas überraschend. Allerdings ist der Zinssatz für Termingelder gerade im abgelaufenen Quartal in den positiven Bereich ge- dreht (Details siehe unten), was zu der relativ guten Volumendynamik beigetra- gen haben dürfte. Verglichen mit Dezember waren Sichteinlagen nahezu stabil (EUR +0,8 Mrd.) und Termineinlagen sanken um EUR 8,6 Mrd. Ergebnisse des Bank lending surveys der EZB Erstmals seit fast vier Jahren haben die Banken die allgemeinen Kreditstan- dards für Unternehmen in Q1 leicht verschärft. Allerdings waren es netto ledig- lich 3% der Institute, insofern also keine dramatische Veränderung. Dazu trug v.a. die eingetrübte Konjunkturlage bei. Eine ähnlicher Trend zeigte sich bei den konkreten Konditionen für tatsächlich vergebene Kredite: Hier stieg die Marge für durchschnittliche Kredite nach 20 (!) Quartalen mit ununterbrochenem Rück- gang zum ersten Mal wieder minimal an (ebenfalls berichtet von 3% der Ban- ken). Auch im Euroraum als Ganzes gab es wenig Bewegung. Allerdings ließ der Margendruck bei durchschnittlichen Krediten gleichermaßen weiter nach und nur noch 4% der Banken verzeichneten eine Verringerung ggü. dem Vor- quartal – der geringste Wert seit Sommer 2013. Die Nachfrage nach Krediten verbesserte sich in Deutschland weiter (gemeldet von 16% der Banken), im Wesentlichen aufgrund steigenden Investitionsbedarfs und zur Finanzierung von Lagerhaltung. In Euroland insgesamt stagnierte die Nachfrage jedoch verglichen mit dem Vorquartal, nachdem sie zuvor 20 Quar- tale hintereinander gestiegen war. Wie in Deutschland auch gab es dabei keine nennenswerten Unterschiede zwischen großen und kleinen Unternehmen oder zwischen kurz- und langfristigen Ausleihungen. Die deutschen Banken erwarten für das laufende Quartal keine Änderung bei den Kreditstandards und, wie mehr oder weniger schon seit geraumer Zeit, eine weitere moderate Zunahme der Kreditnachfrage (berichtet von 9% der Institute). Im Euroraum gehen die Banken von einem ähnlichen Bild aus. Zinssätze Die Zinsen für neue Kredite blieben zum Jahresauftakt weitgehend stabil. Auf- fällig war jedoch die teilweise Annäherung der Zinshöhe bei Krediten an Kapital- gesellschaften mit einer Zinsbindung von unter einem Jahr (+6 Bp. auf 1,2%) und Krediten mit einer Zinsbindung von mehr als fünf Jahren (-12 Bp. auf 1,5%). Erstere haben damit seit ihrem Allzeittief im letzten Sommer wieder ein Stück zugelegt, während Letztere nach einem zwischenzeitlichen Anstieg ihrem Re- kordtiefstand jetzt wieder sehr nahe sind. Auf der Refinanzierungsseite verharrte der Zins für Sichteinlagen in Q1 bei -3 Bp. Dafür ging es mit den Zinsen für Termineinlagen bemerkenswert kräftig nach oben (+4 Bp.) und damit wieder in positives Terrain, auf +2 Bp. Das war ein Novum für die Zeit seit Mitte 2016 und ist besonders interessant, da zum ei- nen der Zinssatz im vergangenen Sommer noch bei -10 Bp. lag und zum ande- ren die Rendite der 10-jährigen deutschen Staatsanleihen gleichzeitig zurück ins Minus rutschte. Möglicherweise hat stärkerer Wettbewerb unter den Banken um Kundengelder zu den attraktiveren Konditionen geführt. Dagegen spricht al- lerdings, dass bei den Einlagen der privaten Haushalte kein solcher Effekt zu beobachten war. Jan Schildbach (+49 69 910-31717, jan.schildbach@db.com) 1.150 1.175 1.200 1.225 1.250 1.275 1.300 1.325 -30 -20 -10 0 10 20 30 40 14 15 16 17 18 19 Termineinlagen, ggü. Vorquartal (links) Sichteinlagen, ggü. Vorquartal (links) Volumen insgesamt** (rechts) Mrd. EUR * einschließlich sonstiger Finanzinstitute ** Enthält Anstieg um EUR 9,4 Mrd. in Q4 14 aufgrund statistischer Umklassifizierungen. Sicht- und Termineinlagen von inländi- schen Unternehmen & Selbstständigen* 9 Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 5 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 14 15 16 17 18 19 Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, ≤ EUR 1 Mio. Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, > EUR 1 Mio. Kredite an Selbstständige und Personengesellschaften % Ø-Zins im Kredit-Neugeschäft, nach Kredithöhe 13 Quelle: EZB -35 -30 -25 -20 -15 -10 -5 0 5 Q1 16 Q3 16 Q1 17 Q3 17 Q1 18 Q3 18 Q1 19 Deutschland Euroraum ... gesunken Bank lending survey: Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite 11 Quellen: Bundesbank, EZB ... gestiegen 0 5 10 15 20 25 30 Q2 16 Q4 16 Q2 17 Q4 17 Q2 18 Q4 18 Q2 19 Deutschland Euroraum ... gestiegen Bank lending survey: Nachfrage nach Unternehmenskrediten* 12 * Q2 19 erwarteter Wert Quellen: Bundesbank, EZB 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 14 15 16 17 18 19 Kredite mit Zinsbindung ≤ 1 Jahr Kredite mit Zinsbindung von 1-5 Jahren Kredite mit Zinsbindung > 5 Jahre ... nach Zinsbindungsfrist 14 %, Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften Quelle: EZB -0,2 -0,1 0,0 0,1 0,2 0,3 0,4 14 15 16 17 18 19 Sichteinlagen Termineinlagen % Ø-Zins auf Einlagen von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Neugeschäft) 15 Quelle: EZB -12 -10 -8 -6 -4 -2 0 2 4 6 Q2 16 Q4 16 Q2 17 Q4 17 Q2 18 Q4 18 Q2 19 Deutschland Euroraum * Q2 19 erwarteter Wert ... verschärft ... gelockert Bank lending survey: Kreditstandards für Unternehmen* 10 Quellen: Bundesbank, EZB Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 6 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor BIP-Wachstum überraschte in Q1 positiv – vor allem Sondereffekte stützten die Binnenwirtschaft — Die deutsche Volkswirtschaft ist in Q1 2019 um 0,4% ggü. Vq. gewachsen. Die privaten Konsumausgaben belebten sich kräftig und auch die Bau- und Ausrüstungsinvestitionen gewannen im Quartalsvergleich weiter an Dyna- mik. Der unverminderte Abbau der Lager sorgte allerdings für einen dämp- fenden Effekt. Die Nettoexporte leisten dagegen in Q1 wieder einen positi- ven Wachstumsbeitrag. — Aufgrund der Wachstumsdynamik zu Jahresbeginn haben wir unsere BIP- Prognose für das Gesamtjahr 2019 leicht auf 0,7% (0,5%) angehoben. Nach der positiven Entwicklung rechnen wir aber mit einer Stagnation im zweiten Quartal – mit zunehmendem Risiko eines Rückgangs – und auch nur mit einer schwachen Dynamik in der zweiten Jahreshälfte. Die mit den ungelösten handels- und europapolitischen Auseinandersetzungen verbun- denen Unsicherheiten belasten die Wirtschaft weiterhin. — In Q1 zeigte die deutsche Wirtschaft ein zweigeteiltes Bild. Während die Baubranche, begünstigt durch die guten Witterungsbedingungen, weiter boomte und sich auch der Dienstleistungssektor insgesamt unbeeindruckt von den weltwirtschaftlichen Gegenwinden zeigte, war die Industrieproduk- tion weiter auf Schrumpfkurs. Diese Dichotomie spiegelten auch die jeweili- gen Stimmungsindikatoren wider. BIP in Q1 2019 – Jahresstart mit mehr Schwung als erwartet Im ersten Quartal 2019 ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 0,4% ggü. Vq (Q4: 0,0%) gewachsen und lag damit im Rahmen der Konsenserwartungen, nachdem diese auf Basis robuster Monatszahlen zur Industrieproduktion und der Einzelhandelsumsätze für Januar bis März in Richtung 0,4% gestiegen wa- ren. Die noch zu Jahresbeginn vorherrschenden Erwartungen wurden dagegen deutlich übertroffen. Da sowohl das ifo-Geschäftsklima als auch der Einkaufs- managerindex für das Verarbeitende Gewerbe im ersten Quartal einen noch kräftigeren Rückgang als im Schlussquartal 2018 verzeichneten, war zu be- fürchten, dass die deutsche Wirtschaft in Q1 schrumpfen könnte. Für den den- noch guten Start in das Jahr 2019 sorgten nicht zuletzt verschiedene Sonder- faktoren. Zum einen profitierte der Bausektor von den günstigen Witterungsbe- dingungen während der Wintermonate. Zum anderen stiegen die privaten Kon- sumausgaben, gestützt von Aufholeffekten nach einem schwachen zweiten Halbjahr 2018. Besondere Impulse dürften hierbei nachgeholte Auto-Käufe ge- liefert haben. Zudem traten zur Jahreswende auch expansive fiskalische Maß- nahmen in Kraft. Gegenüber dem Vorquartal zeigten sich die gesamtwirtschaftlichen Konsumaus- gaben mit +0,8% (Q4: 0,4%) dynamisch. Insbesondere der private Verbrauch steigerte sich um 1,2% ggü. Vq. und leistete einen starken Wachstumsbeitrag von 0,6 %-Punkten. Im Gegensatz dazu schrumpfte der staatliche Konsum um 0,3% ggü. Vq., gleichbedeutend mit einem negativen Beitrag zum Quartals- wachstum von 0,1 %-Punkten. Bei den Investitionen dämpfte der Abbau der La- gerbestände das Quartalswachstum des BIP um 0,6 %-Prozentpunkte, während die Ausrüstungs- und die Bauinvestitionen einen positiven Beitrag von 0,1 %- Punkten bzw. 0,2 %-Punkten leisteten. Die Entwicklung der Vorratsinvestitionen ist nach wie vor im Kontext des starken Lageraufbaus zur Mitte des letzten Jah- res zu sehen, der insbesondere durch fertig produzierte, aber bis dahin noch nicht WLTP-zertifizierte Neuwagen getrieben wurde. Diese Situation dürfte sich Deutschland: Konjunkturprognose 16 % gg. Vj. 2018 2019P 2020P Reales BIP 1,4 0,7 1,2 Privater Konsum 1,1 1,7 1,0 Staatsausgaben 1,0 1,3 1,4 Anlageinvestitionen 2,6 2,6 2,6 Ausrüstungen 4,2 1,9 1,8 Bau 2,4 4,7 3,6 Lager, %-Punkte 0,5 -0,7 -0,1 Exporte 2,0 2,1 3,2 Importe 3,3 3,3 3,6 Nettoexport, %-Punkte -0,4 -0,4 0,0 HVPI 1,9 1,7 1,6 Staatsverschuldung, % BIP 60,9 58,3 56,0 Arbeitslosenquote, % 5,2 5,0 4,9 Budgetsaldo, % BIP 1,7 0,8 0,5 Leistungsbilanzsaldo, % BIP 7,4 6,5 6,1 Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 Q1 18 Q2 18 Q3 18 Q4 18 Q1 19 18 19P 20P Außenbeitrag Lager Bauinvestitionen Ausrüstungsinvestitionen Staatskonsum Privater Konsum Reales BIP Wachstumsbeiträge zum realen BIP-Wachstum, ggü. Vq., ggü. Vj., %-Punkte Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Binnenwirtschaft Hauptwachstumstreiber 17 Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 7 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor nun im Verlauf des ersten Halbjahres 2019 normalisieren. Trotz anhaltender au- ßenwirtschaftlicher Gegenwinde leisteten die Nettoexporte einen positiven Wachstumsbeitrag von 0,2%-Punkten. Anlageinvestitionen in Q1 dynamisch, Lagerabbau bremst BIP Die Bruttoanlageinvestitionen beschleunigten sich zu Jahresbeginn 2019 und legten um 1,1% ggü Vq. zu. Trotz der von den anhaltenden handelspolitischen Spannungen verursachten Unsicherheit und des verlangsamten Welthandels stiegen die Ausrüstungsinvestitionen um 1,2% ggü. Vq. Auch hier spiegeln sich insbesondere Aufholeffekte in der Kfz-Branche wider. Zudem erneuerten die Unternehmen ihre Fahrzeugflotten, worauf die gestiegenen Zulassungszahlen von gewerblichen Pkw und Nutzkraftwagen hindeuten. Es ist jedoch zu erwar- ten, dass die positive Entwicklung bei den Ausrüstungsinvestitionen von der schwachen Industriekonjunktur und der damit verbundenen sinkenden Kapazi- tätsauslastung gedämpft wird. Die Bauinvestitionen stiegen in Q1 mit 1,9% ggü. Vq. (rev. Q4: 1%) kräftig. Ins- besondere die Investitionen in Nichtwohnbauten legten um 3% ggü. Vq. zu, während die Dynamik bei den Wohnbauten mit 1,2% ggü. Vq. etwas weniger stark ausfiel. Das Baugewerbe profitiert weiter von günstigen Fundamentalfakto- ren (Niedrigzinsumfeld, Nachfrageüberhang, vor allem in den Ballungszentren). Daher konnte auch die deutliche Stimmungseintrübung, die zu Jahresbeginn aus dem allgemeinen Konjunkturumfeld überschwappte, weitgehend wettge- macht werden. Das ifo-Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe sank nach dem Höchststand (116,7) in Q4 2018 auf 111,5 Punkte in Q1 2019. Bis zum Mai er- holte es sich jedoch wieder auf einen Monatswert von 113,9. Sowohl die Beur- teilung der Geschäftslage als auch die Geschäftserwartungen hellten sich auf. Da die kräftige Entwicklung der Bauinvestitionen zu Jahresbeginn von positiven Wettereinflüssen profitierte, sollte es nicht überraschen, wenn die Dynamik in der Folgezeit durch Rückpralleffekte etwas gedämpft wird. Insgesamt dürfte die Baukonjunktur im Jahresverlauf weithin eine Stütze der volkswirtschaftlichen Entwicklung bleiben. Das spiegelt unter anderem auch die Auftragsreichweite von 4,1 Monaten im Bauhauptgewerbe wider. Der Arbeitskräftemangel ist im ge- samten Baugewerbe weiterhin ein großes Hemmnis für die Fertigstellung von Bauprojekten. Private Konsumausgaben in Q1 mit starker Belebung Im ersten Quartal 2019 steigerten die privaten Haushalte ihre Konsumausgaben um kräftige 1,2% ggü Vq. (Q4: 0,3%). Damit hat der private Verbrauch die Schwächephase des zweiten Halbjahres 2018 erst einmal hinter sich gelassen. Auch diese Entwicklung war von Sondereffekten beeinflusst. Die schwachen Einzelhandelsumsätze in H2 2018 spiegelten eine Kaufzurückhaltung wider, die nun zu einem Nachholen geführt haben dürfte, wie die guten Umsatzzahlen in Q1 zeigten. Zudem traten um die Jahreswende Fiskalmaßnahmen (paritätische Finanzierung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung und Transfers wie bspw. „Mütterrente II“) in Kraft, die die Ausgabenspielräume der Haushalte erweiterten. Zusätzliche Impulse kamen von den privaten Neuwagenkäufen. In H2 2018 kam es aufgrund der bereits vielfach thematisierten Schwierigkeiten bei der Einführung des neuen Emissionstestverfahrens WLTP zu Angebotseng- pässen. Die Pkw-Absatzzahlen der ersten Monate des laufenden Jahres deuten nun auf Nachholeffekte hin. Das Abklingen dieser positiven Sondereinflüsse dürfte dann aber einen dämpfenden Effekt auf das weitere Wachstum der priva- ten Konsumausgaben haben. Von der günstigen Arbeitsmarktsituation sind hingegen weiterhin unterstützende Effekte zu erwarten. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg in Q1 um 1,1% ggü. Vj. -4 -2 0 2 4 6 8 13 14 15 16 17 18 Investitionen, insgesamt Ausrüstungsinvestitionen Bauinvestitionen Belebung der Investitionen in 19 Q1 – Bau stark 18 % ggü. Vq., sb. Quelle: Statistisches Bundesamt 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 -6 -4 -2 0 2 4 6 13 14 15 16 17 18 19 Investitonen in Maschinen & Ausrüstungen Kapazitätsauslastung ifo Kapazitätsauslastung rückläufig 19 Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo %, ggü. Vq. %, sb. -0,6 -0,4 -0,2 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 11 12 13 14 15 16 17 18 Quelle: Statistisches Bundesamt %, ggü. Vq., sb. Private Konsumausgben in 19 Q1 mit stärksten Quartalswachstum seit 2011 20 Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 8 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor bzw. um 481.000 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt bei 5%. In diesem Um- feld stiegen die Arbeitnehmerentgelte um 4,7% ggü. Vj. (rev. Q4: 4,4%). Die Wachstumsdynamik des gesamten Volkseinkommens schwächte sich leicht auf 2,2% ggü. Vj. (rev. 18Q4: 2,6%) ab, denn die Unternehmens- und Vermögens- einkommen schrumpften bereits das dritte Mal in Folge (Q1: -2,6% ggü. Vj.). Aufgrund von „Prüfaktivitäten zum Arbeitsvermittlungsstatus von Arbeitslosen- geld II-Berechtigten“ kam es im Mai zu einem unerwarteten starken Anstieg der saisonbereinigten Arbeitslosenzahl. Laut der Bundesagentur für Arbeit sind diese Prüfaktivitäten noch nicht abgeschlossen und könnten zu weitere Anstie- gen in Monatsmeldungen führen. Daher sehen wir uns veranlasst, die Jahres- prognose der Arbeitslosenquote für 2019 auf 5% (4,9%) und für 2020 auf 4,9% (4,7%) anzuheben. Im weiteren Jahresverlauf dürfte der private Verbrauch von den zum Juli 2019 kräftig steigenden gesetzlichen Renten profitieren. In den neuen Ländern wer- den sie um 3,91% und in den alten Ländern um 3,18% zunehmen. Im Jahres- mittel führt dies zu Anstiegen von 3,6% und 3,2%. Zudem dürften auch die wei- terhin günstigen Finanzierungsbedingungen den privaten Verbrauch stützen. Auch die im Jahresdurchschnitt 2019 auf 1,5% (1,7%) sinkende Inflationsrate dürfte die reale Kaufkraft stärken. Deutsche Industrie in Rezession, Dienstleistungsbranche solide Die anhaltenden geo- und wirtschaftspolitischen Unsicherheiten sind weiterhin eine Bürde für die Industriekonjunktur. Im ersten Quartal 2019 verharrte die In- dustrieproduktion nahezu auf dem Vorquartalsstand (Q4: -1,4%), nachdem sie zuvor zwei Quartale in Folge geschrumpft war. Darin zeigt sich die abge- schwächte Grundtendenz der Gesamtkonjunktur, die in Q1 nur von den zuvor erläuterten Sondereffekten überdeckt wurde. Das verdeutlicht sich insbeson- dere an der in Q2 (85,3% ggü. Q1: 86,3%) weiter gesunkenen Kapazitätsaus- lastung. Daher verwundert es nicht, dass der Zweimonatsvergleich der jüngsten Daten zur Industrieproduktion (März, April ggü. Januar, Februar) mit -0,53% eine weitere Schrumpfung signalisiert. Zudem sehen die Industrieunternehmen auch die Entwicklung der globalen Märkte alles andere als rosig, wie die weiter gesunkenen ifo-Exporterwartungen (Q1: 97,6 ggü. Q4:100,4) zeigen. Gemäß dem Einkaufsmanagerindex (PMI) für den Dienstleistungssektor blieb dieser Wirtschaftsbereich in Q1 relativ unbeeindruckt von den konjunkturellen Gegenwinden. Der Index stieg im Quartalsvergleich auf 54,6 (Q4: 53,3) und zeigt sich auch am aktuellen Rand noch robust (Mai: 55,4). Dennoch ist die Stimmung auch hier nicht ungetrübt. Die ifo-Umfrage zum Geschäftsklima in diesem Sektor verzeichnete in Q1 einen Rückgang auf 100,9 Punkte (Q4: 101,8). Im Mai stieg zuletzt nur die Unterkomponente der Umsatzentwicklung gegenüber dem Vorjahr, während die einzelnen Erwartungskomponenten rück- läufig waren. Trotz eingetrübter Aussichten BIP-Wachstum von 0,7% für 2019 erwartet Auch wenn das Wachstum im ersten Quartal positiv überrascht hat, die Aussich- ten für den weiteren Jahresverlauf haben sich eingetrübt. So rechnen wir für Q2 mit einer Gegenbewegung zu dem Wachstumsschub des ersten Quartals, denn die Sonderfaktoren laufen nun aus. Zudem ist eine Entschärfung der geopoliti- schen Spannungen und in deren Zuge eine Belebung der Weltwirtschaft in H2 zunehmend unwahrscheinlicher geworden. Dennoch: Unter der Annahme, dass die deutsche Wirtschaft in Q2 stagniert und in Q3 mit einer Rate von lediglich 0,1% wächst, müsste das BIP im Schlussquartal deutlich schrumpfen, damit un- 95 100 105 110 115 14 15 16 17 18 Produktion Aufträge Quelle: Statistisches Bundesamt Verarbeitendes Gewerbe in DE, 2015=100 Industrieproduktion: Signale deuten auf Schwäche 21 -30 -20 -10 0 10 20 30 14 15 16 17 18 19 … zur Entwicklung der Geschäftstätigkeit … zur Entwicklung der Exporttätigkeit Kleine Anzeichen einer Erholung in der Autoindustrie 22 Erwartungen in der dt. Automobilindustrie..., Saldo aus pos. u. neg. Firmenmeldungen Quelle: ifo Institut Noch starke Kreditvergabe und Konjunktur in Deutschland in Q1 2019 9 | 14. Juni 2019 Deutschland-Monitor sere bisherige Jahresprognose von 0,5% eintreten könnte. Daher haben wir un- sere BIP-Prognose auf 0,7% angehoben. Das flache Wachstumsprofil des lau- fenden Jahres reduziert – ceteris paribus – die jährliche Wachstumsrate das Jahres 2020, die wir nun nur noch bei 1,2% sehen, wovon 0,4 Prozentpunkte ei- nem positiven Arbeitstageeffekt zu verdanken sind. EZB – Zinsanhebung in weiter Ferne Die konjunkturelle Verlangsamung in der EWU verhindert bislang eine weitere Normalisierung der Geldpolitik. Den Aussagen der jüngsten Pressekonferenz folgend, wird die EZB bei ihrem derzeitigen geldpolitischen Kurs die aktuell be- stehenden Abwärtsrisiken im Blick behalten und wenn nötig alle ihr zur Verfü- gung stehenden Mittel einsetzen. Dazu zählen eine mögliche Senkung des Ein- lagensatzes und eine Neuaufnahme der Anleihekäufe. Gemäß der Ankündigung ist eine erste Zinsanhebung nun nicht vor Mitte des Jahres 2021 zu erwarten. Zudem wurden Details zu den Konditionen des TLTRO III bekanntgegeben. Angesichts unserer Neueinschätzung der Fed-Politik – wir erwarten nunmehr 3 Zinssenkungen noch in 2019 – dürfte die EZB wohl im September durch eine moderate Senkung des Einlagenzinssatzes ihre geldpolitische Ausrichtung nochmals lockern. Marc Schattenberg (+49 69 910-31875, marc.schattenberg@db.com) © Copyright 2019. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Ver- fassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen kön- nen ohne vorherige Ankündigung geändert werden. Die Meinungen können von Einschätzungen abweichen, die in anderen von der Deutsche Bank veröffentlichten Dokumenten, einschließlich Research-Veröffentlichungen, vertreten werden. Die vorstehenden Angaben werden nur zu Informations- zwecken und ohne vertragliche oder sonstige Verpflichtung zur Verfügung gestellt. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit oder Angemessenheit der vorste- henden Angaben oder Einschätzungen wird keine Gewähr übernommen. In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaubnis zur Erbringung von Bankge- schäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleis- tungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Filiale London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. In Japan wird dieser Bericht durch Deutsche Securities Inc. genehmigt und/oder verbreitet. In Australien sollten Privatkunden eine Kopie der betreffenden Produktinformation (Product Disclosure Statement oder PDS) zu jeglichem in diesem Bericht erwähnten Finanzinstrument beziehen und dieses PDS berücksichtigen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen.