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9. Mai 2019
Trotz der Rezession der deutschen Industrie konnte die Logistikwirtschaft ihre Umsätze bis zuletzt steigern. Diese Entkopplung der Logistik, eine der größten Branchen in Deutschland, von der Industriekonjunktur ist ungewöhnlich. Für das Umsatzwachstum der Logistik sind mehrere Faktoren maßgeblich: die brummende Bauwirtschaft, mehr kleinteilige Lieferungen durch E-Commerce, die steigende Bedeutung der Mehrwertdienste sowie Preiseffekte. Im 1. Halbjahr dürfte die Rezession in der Industrie jedoch auch in der Logistik ihre Spuren hinterlassen. Wir rechnen damit, dass die nominalen Umsätze in der Branche im 1. Halbjahr 2019 in etwa stagnieren oder sogar sinken. [mehr]
PROD0000000000494106 1   |    9. Mai 2019Aktuelle Grafik 9. Mai 2019 Logistik koppelt sich von Industrie­ konjunktur ab – aber wie lange noch? Autor www.dbresearch.de Deutsche Bank Research Management Stefan Schneider Eric Heymann +49(69)910-31730 eric.heymann@db.com Trotz der Rezession der deutschen Industrie konnte die Logistikwirtschaft ihre Umsätze bis zuletzt steigern. Diese Entkopplung der Logistik, eine der größten Branchen in Deutschland, von der Industriekonjunktur ist ungewöhnlich. Für das Umsatzwachstum der Logistik sind mehrere Faktoren maßgeblich: die brum­ mende Bauwirtschaft, mehr kleinteilige Lieferungen durch E-Commerce, die steigende Bedeutung der Mehrwertdienste sowie Preiseffekte. Im 1. Halbjahr dürfte die Rezession in der Industrie jedoch auch in der Logistik ihre Spuren hinterlassen. Wir rechnen damit, dass die nominalen Umsätze in der Branche im 1. Halbjahr 2019 in etwa stagnieren oder sogar sinken. Logistik koppelt sich zuletzt von Industriekonjunktur ab Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Deutsche Bank Research Logistik koppelt sich von Industriekonjunktur ab – aber wie lange noch? 2   |    9. Mai 2019Aktuelle Grafik Die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland ist im 1. Quartal 2019 zum dritten Mal in Folge gesunken (Q1 2019 gg Q4 2018: real ­0,1%). Ak­ tuelle Stimmungsindikatoren sowie die enttäuschende Entwicklung der Auf­ tragseingänge zum Jahresauftakt (Q1 2019: real -4,1% gg. Vq.) deuten darauf hin, dass die Schwächephase vorerst anhalten wird. Während sich die Industrie also in einer Rezession befindet, verzeichnete die Branche „Verkehr und Lagerei“ bis zuletzt Umsatzzuwächse. Zwar schwächte sich das Wachstum zum Jahresende 2018 etwas ab (Zahlen für das 1. Quartal 2019 liegen noch nicht vor). Im Gesamtjahr 2018 nahmen die nominalen Um­ sätze in der Branche aber um knapp 4% zu (2017: +5,8%), während bei der In­ dustrieproduktion nur dank des hohen Niveaus zu Jahresbeginn ein Plus um 1,2% erreicht werden konnte. Etwa 80% des Umsatzes im Sektor Verkehr und Lagerei entfallen auf Logistik­ dienstleistungen (Gütertransport und -umschlag, Lagerei, Speditionen, Post-, Kurier­ und Expressdienste). Personenbezogene Transportdienstleistungen ma­ chen die übrigen 20% aus (z.B. ÖPNV und Eisenbahnen, Taxibetriebe, Luft­ fahrt). Insgesamt dürfte die Branche 2018 einen Umsatz von knapp EUR 350 Mrd. erzielt haben und zählt damit zu den größten Wirtschaftszweigen des Lan­ des. Ihre konjunkturelle Entwicklung ist damit auch gesamtwirtschaftlich rele­ vant. Wegen des hohen Logistikanteils war die nominale Umsatzentwicklung im Be­ reich Verkehr und Lagerei in den letzten Jahren stets eng mit der Industriepro­ duktion in Deutschland korreliert. Schließlich ist die arbeitsteilige Industrie der wichtigste Auftraggeber für die Logistikbranche und hat in den vergangenen Jahrzehnten entsprechende Tätigkeiten an externe Unternehmen ausgelagert. Die Entkopplung zwischen dem Umsatz in der Logistik und der Industrieproduk­ tion am aktuellen Rand ist also sehr ungewöhnlich. Woran könnte diese Entkopplung liegen? Wachstumsimpulse für die Logistik gingen von der brummenden Bauwirtschaft aus. Denn ein mengenmäßig hoher Anteil des Verkehrsaufkommens entfällt auf Baumaterialien sowie auf Bau­ schutt. Die Post­, Kurier­ und Expressdienste profitieren vom stabilen Wachs­ tum des privaten Verbrauchs und der steigenden Bedeutung von E-Commerce, der mit mehr kleinteiligen Lieferungen einhergeht. Ferner bieten Logistikunter­ nehmen im Rahmen der Kontraktlogistik immer häufiger sogenannte Mehrwert­ dienste für ihre industriellen Kunden an (z.B. Bestandsmanagement, Abwick­ lung von Finanztransaktionen mit Kunden, Qualitätskontrolle, zusätzliche Mon­ tagearbeiten, Etikettierung von Produkten, Regalservice, Aufbau von Call Cen­ tern). Wenngleich nicht ganz eindeutig, wie solche Mehrwertdienste in der amtli­ chen Statistik verbucht werden, dürften sie doch zum Umsatzwachstum beige­ tragen haben. Schließlich waren Preiseffekte für das nominale Umsatzplus der Logistik maßgeblich. Hohe Lohnabschlüsse, gestiegene Preise für Dieselkraft­ stoffe sowie knappe Laderaumkapazitäten zählen zu den Preistreibern. Trotz der bis zuletzt positiven Umsatzentwicklung im Bereich Verkehr und Lage­ rei dürfte die Rezession der Industrie auch bei den Logistikunternehmen Spuren hinterlassen. Wir rechnen damit, dass die nominalen Umsätze in der Branche im 1. Halbjahr 2019 in etwa stagnieren oder sogar sinken. Auf eine gedämpfte Entwicklung deutet z.B. der Logistik­Indikator hin, der vom ifo Institut zusam­ men mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) berechnet wird und in den letz­ ten Quartalen rückläufig war. Auch die ifo Geschäftserwartungen in der Logistik­ Deutsche Bank Research Logistik koppelt sich von Industriekonjunktur ab – aber wie lange noch? 3   |    9. Mai 2019Aktuelle Grafik branche liegen am aktuellen Rand deutlich unter dem langfristigen Durch­ schnitt. Trotz des zu erwartenden konjunkturellen Rücksetzers bleibt die Logis­ tik mittelfristig insgesamt eine Wachstumsbranche, in der allerdings auch der Wettbewerb intensiv bleiben wird.     Deutsche Bank Research Logistik koppelt sich von Industriekonjunktur ab – aber wie lange noch? 4   |    9. Mai 2019Aktuelle Grafik © Copyright 2019. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vor­ behalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. 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