31. Mai 2023
Der Schuldenstreit zwischen Demokraten und Republikanern kann wohl abgewendet werden. Diese Woche dürften beide Kammern des Kongresses dem Kompromiss zwischen Präsident Biden und dem Sprecher des Hauses McCarthy zustimmen. Das Damoklesschwert einer abrupt einbrechenden US-Konjunktur kann somit wohl abgewendet werden. Damit bleibt die Inflation im Fokus der Investoren. Der US-Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai und hier insbesondere die Entwicklung des Lohnwachstums steht diese Woche genauso im Fokus wie die Inflationsrate für den Monat Mai im Euroraum.
[mehr]Deutschland: Konjunktur kurzgefasst
Jochen MöbertMarion MühlbergerStefan Schneider
Der Schuldenstreit zwischen Demokraten und Republikanern kann wohl abgewendet werden. Deutsche Bank Resea rch 1 Jochen Möbert , jochen.moebert @db.com, +49 69 910 - 31727 Marion Mühlberger , marion . muehlberger @db.com, +49 69 910 - 31815 Stefan Schneider, stefan - b.schneider@db.com , +49 69 910 - 31790 31. Mai 2023 Deutschland: Konjunktur kurzgefasst Schlüsselthem a der Woche : Es wird erwartet, dass der US - S chuldenstreit diese Woche beigelegt wird . In den letzten Wochen haben die Finanzmärkte auf den Schuldenstreit zwischen Demokraten und Republikanern mit kräftigen Zinsanstiegen und deutlich höheren CDS - Prämien reagiert. Diese Woche wird der Streit wohl ad acta gelegt. S owohl das Repräsentantenhaus als auch der Senat dürften den zwischen Präsident Biden und dem Sprecher des Hauses McCarthy gefundenen Kompromiss absegnen . Der von beiden Politikern ausgehandelte Kompromiss führt über die nächsten beiden Jahre nur zu geringe n Minderau sgaben re lativ zu den bisherigen Plänen . Die Pläne für die Verteidigungsausgaben blieben unangetastet. Darüber hinaus konnten die Republikaner schärfere Arbeitsanforderungen für Sozialhilfeempfänger durchset zen, die Demokraten dagegen konnte n eine Verschär fung für Empfänger von staatlichen Gesundheits leistungen verhindern. Einigen konnte man sich auch auf die nächste Anhebung der Schuldengrenze im Januar 2025 und damit nach der US - Präsidentschaftswahl im Herbst 2024. Ein Scheitern der Anhebung der US - Schul dengrenze hätte die Staatsausgaben an die Mittelzuflüsse ge knüpf t . Da ohne Anhebung der Schuldenobergrenze ein Auslaufen der Mittel für Anfang Juni erwartet worden wäre , wäre eine Priorisierung der Staatsausgaben nötig geworden. Dies hätte wohl eine Reihe von staatlichen Ausgaben abrupt reduziert und auch zu temporären Schließungen von Behörden ge führt . Noch bedeutender als diese direkten wären wohl die indirekten Wirkungen gewesen . D ie Rating - agenturen hätten bei einem länger andauernden Schuldenstreit zumindest ihren Ausblick , womöglich auch das Rating gesenkt. D ie Zinsen wären kurzfristig noch stärker und möglich erweise auch länger fristig dauerhaft gestiegen. Zudem wären wohl die Aktienmärkte unter Druck geraten , unter Umständen mit massiven konjunkturelle n Ausw irkung en . Einige n Schätzungen zu f olge wären Millionen von Jobs verloren gegangen. Aller Voraussicht nach sind d ies e Szenarien nun abgewendet worden. W irtschaftliches Update Deutschland : - Deutsche Wirtschaft schrumpft e im ersten Quartal und unserer Prognose nach auch im Ge samtjahr. Die Revision des BIP auf - 0,3% im ersten Quartal reduziert nun auch die Jahrespro - gnose. Für das Jahr 2023 erwarteten wir zuvor ein Nullwachstum, nun dürfte die Wirtschaftskraft um 0,3% schrumpfen. Mit der erwarteten rückläufigen Inflation und den kräftige n Lohnerhöhungen dürfte sich der private Verbrauch beleben. Der Einbruch der Industrieproduktion im März sowie die insgesamt enttäuschenden Umfragedaten im April und Mai deuten jedoch darauf hin, dass das BIP - Wachstum im zweiten Quartal schwach ausfällt . Z udem ist die Industrie weltweit unter Druck, in allen großen Ländern sind die Einkaufsmanagerindizes auf oder unter 50 (Rezessionsschwelle) gesunken . Auch der Impuls durch das Reopening in China ließ jüngst nach. Laut Konsensus wird der Index für das Verarbeitende Gewerbe im Mai erneut unter 50 Punkten liegen. In der zweiten Jahreshälfte dürfte die erwartete US - Rezession die deutsche Wirtschaftsdynamik dämpfen . Die verzögerte Wirkung der höheren Zinsen dürfte ebenfalls erst in der zweiten Jahreshälfte belasten. Ents prechend erwarten wir für dieses Jahr eine schwache wirtschaftliche Entwicklung. Eine detail lierte Analyse finden Sie im jüngst veröffentlichten Ausblick Deutschland „Nur e ine technische Re zession? Wirklich?" . - Inflation dürfte fallen . Heute wird die Inflationsrate für den Monat Mai publiziert. Basiseffekte, ins besondere bei Energie und Rohstoffen, dürfte n den Preisanstieg auf 6,2% ggü. Vorjahr drücken. Des Weiteren dürfte die Einführung des 49 - Euro - T ickets die Inflation um rund 0,3% - Pu nkte dämp fen. Im April lag die Inflationsrate noch bei über 7%. In den kommenden Monaten sind w eitere Preisrückgänge wahrscheinlich. So dürften die Basiseffekte bei den Rohstoffpreisen die Inflations rate weiter reduzieren . In der zweiten Jahreshälfte fällt sie unserer Prognosen nach unter 5% . Das dürfte a uch für die Kerninflationsrate gelten . Am Jahresende erwarten wir eine Inflationsrate von rund 4,5% und eine Kerninflationsrate von fast 4%, klar über dem 2% - Zi el. Wirtschaftliches Update international: ⎯ Inflati onsrate dürfte auch im Euroraum kräftig nachgeben . Am Donnerstag wird die Inflations rate des Monats Mai publiziert. Auch hier wirken die Basiseffekte bei Energie und Rohstoffen. Da mit würd e sich der Trend einer rückläufigen Inflation fortsetzen , i m Oktober lag sie noch bei über Deutsche Bank DB Resea rch 2 © Copyright 2023. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research" gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage-, Rechts- oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Ver fassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer assoziierten Unternehmen entspricht. Alle Meinungen kön nen ohne vorherige Ankündigung geändert werden. 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Für das Jahr 2023 prognostizieren wir eine weitere Preissteigerung von durchschnittlich 5,7% ggü. Vorjahr und eine Kerninflation in Höhe von 5,1%. Für das Jahr 2024 erwarten wir dann eine Inflation von durchschnittlich 2,0% und damit unterhalb der Kerninflation von 2,3%. Die Geldpolitik der EZB ist aufgrund der kräftigen Lohnan stiege und der sehr soliden Arbeitsmarktentwicklung zunehmend auf die Kerninflation fokussiert. Wir halten an unserer Prognose für den Hochpunkt des Einlagensatzes von 3,75% fest und sehen eher Auf- als Abwärtsrisiken. Der nächste Zinsschritt um 25 Basispunkte dürfte Mitte Juni erfolgen, ein weiterer um erneut 25 Basispunkte dann Ende Juli. ⎯ Euroraum: Heute wird der halbjährliche Finanzstabilitätsbericht der EZB publiziert. Aufgrund der sehr kräftigen Zinsanhebungen der letzten Monate wird mit Spannung erwartet, welche Risiken die EZB betont. Im letzten Bericht im November 2022 wurden insbesondere die voraussichtlich hö heren Finanzierungskosten für Haushalte, Firmen und Staaten und eine höhere Finanzmarktvolatili tät aufgrund von Neubewertungen und Liquiditätsrisiken adressiert. ⎯ USA wichtigster Konjunkturdatenpunkt diese Woche: Arbeitsmarktbericht für den Monat Mai. Die Debatte um die Anhebung der Schuldenobergrenze dürfte nur geringfügig Einfluss im Mo nat Mai gehabt haben. Wir erwarten einen Zuwachs der Beschäftigten um 200.000 und im privaten Sektor ein Plus von 175.000. Wenngleich beide Zahlen unter dem Zuwachs der Vormonate liegen, ist dies aber angesichts der aktuellen Rekordbeschäftigung von über 155,6 Mio. Beschäftigten (Hochpunkt vor der Pandemie 152,4 Mio.) weiterhin eine sehr gute Entwicklung. Arbeitslosenquote und Arbeitsstunden erwarten wir in etwa auf dem Vormonatsniveau von 3,4% und 34,4 Stunden pro Woche. Aufgrund der hohen Inflation steht der Lohnanstieg klar im Fokus. Wir erwarten einen mo natlichen Anstieg um 0,3% ggü. Vormonat. Dies würde die Jahreswachstumsrate unseres Gesamt nominallohnmodells um 0,3%-Punkte auf 6,4% reduzieren. Dies ist zwar eine rückläufige Tendenz, aber immer noch deutlich über der Wachstumsrate von rund 4,5% vor der Krise. Wirtschafts- und ordnungspolitische Maßnahmen: Erste Nationale Sicherheitsstrategie für den 14. Juni erwartet. D ie von Bundeskanzler Scholz am 27. Februar 2022 ausgerufene „Zeitenwende" manifestiert sich auch darin, dass die Regierung derzeit ihre erste Nationale Sicherheitsstrategie vorbereitet. Zum Vergleich: Die Nationale Sicherheitsstrategie der USA ist ein seit 1986 gesetzlich vorgeschriebener Bericht. Die erste deutsche Nationale Sicherheitsstra tegie soll am 14. Juni vom Kabinett verabschiedet werden (siehe Pressekonfe renz des Auswärtigen Amts). Diese dürfte keinen nationalen Sicherheitsrat mehr vorsehen und gibt den Rahmen für die deut sche China - Strategie vor, die sich nun möglicherweise bis zum Frühherbst verzögert (siehe Focus Ger many über die sich entwickelnden Beziehungen zu China). Zwar besteht Einigkeit darüber, dass die Han dels - und Investitionspolitik in Zukunf t auch unter dem Gesichtspunkt der nationalen Sicherheit betrachtet werden muss, doch bleibt das De - r isking ein Balanceakt für ein Land mit einem exportorientierten Wachs tumsmodell.