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15. August 2017
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Im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sind die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen rapide gesunken und haben den Staatshaushalt seither in erheblichen Umfang entlastet. Aktuell rentieren die Schuldtitel des Bundes im Laufzeitenbereich von bis zu 6 Jahren noch immer im negativen Bereich und 10-jährige Bundesanleihen werfen lediglich eine Rendite von rund 0,4% ab. [mehr]
PROD0000000000449267 1   |    15. August 2017Aktuelle Grafik 15. August 2017 Haushaltsentlastende und schuldendämpfende Effekte des Niedrigzinsniveaus Nicht nur ein deutsches Phänomen! Autor www.dbresearch.de Deutsche Bank Research Management Stefan Schneider Im Zuge der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise sind die Zinsen auf deutsche Staatsanleihen rapide gesunken und haben den Staatshaushalt seither in er­ heblichen Umfang entlastet. Aktuell rentieren die Schuldtitel des Bundes im Laufzeitenbereich von bis zu 6 Jahren noch immer im negativen Bereich und 10-jährige Bundesanleihen werfen lediglich eine Rendite von rund 0,4% ab. Um zu sehen, wie stark der deutsche Staat tatsächlich von den Negativ- bzw. Nullzinsen profitiert (bzw. bereits profitiert hat), kann man einen Blick auf den Verlauf des impliziten Zinssatzes werfen. Dieser „Durchschnittszinssatz“ – der sich rechnerisch aus den in einem Haushaltsjahr zu leistenden gesamtstaatli­ chen Zinsausgaben im Verhältnis zum am Ende des vorherigen Haushaltsjah­ res vorherrschenden Schuldenstands ergibt – ist seit Ausbruch der globalen Fi­ nanz- und Wirtschaftskrise immer tiefer gesunken und hat sich von rund 4,2% p.a. im Jahr 2008 auf nur noch 2% p.a. 2016 mehr als halbiert. Aus diesem Grund ist die Zinslast des deutschen Fiskus trotz des nach Ausbruch der globa­ len Finanzkrise ausgelösten Schuldenanstiegs merklich gefallen. Während in den fünf Jahren vor Ausbruch der Finanzmarktkrise 2007 jährlich im Durch­ schnitt noch rund EUR 64 Mrd. an Zinszahlungen flossen (ca. 2,8% des BIP), musste der Staat 2016 nur noch EUR 43 Mrd. an Zinsen berappen (1,4% des BIP). Wären die Zinsen zwischen 2008 und 2016 nicht immer tiefer gesunken, hätte der deutsche Staat für seinen Zinsdienst im abgelaufenen Haushaltsjahr 2016 statt lediglich 1,4% des BIP mehr als doppelt so hohe 3,2% des BIP auf­ wenden müssen. Folglich hätte der gesamtstaatliche Haushalt nicht das dritte Jahr in Folge mit einem Überschuss (von ca. 0,8% des BIP) abgeschlossen, sondern noch immer ein Defizit (von rund 1% des BIP) ausgewiesen. Dies ver­ deutlicht, dass die seit 2014 erwirtschafteten Haushaltsüberschüsse nur dank des Zinsverfalls erreicht worden sind. Deutsche Bank Research Haushaltsentlastende und schuldendämpfende Effekte des Niedrigzinsniveaus 2   |    15. August 2017Aktuelle Grafik Die zwischen 2008 und 2016 kumulierte Zinsersparnis des deutschen Fiskus ist dabei noch ein Vielfaches größer und beläuft sich unseren Berechnungen nach auf fast EUR 260 Mrd. (8,2% der letztjährigen Wirtschaftsleistung). Mit anderen Worten: Wäre der implizite Zinssatz (auf die deutsche Staatsschuld) nicht im­ mer weiter gefallen, hätte die deutsche Staatsverschuldungsquote Ende 2016 nicht 68,3% des BIP, sondern mehr als 75% des BIP betragen. Die aufgrund des Niedrigzinsumfeldes eingetretenen haushaltsentlastenden bzw. schulden­ dämpfenden Effekte sind jedoch keineswegs ein rein deutsches Phänomen. Vielmehr haben die Staatshaushalte vieler anderen Eurozonen-Staaten ebenso in sehr hohem Maße von dem Niedrigzinsniveau profitiert. So liegen z.B. die ku­ mulierten Zinsersparnisse Frankreichs mit geschätzten EUR 250 Mrd. nicht weit unterhalb des deutschen Niveaus. Relativ zur nationalen Wirtschaftsleistung fie­ len sie (mit rund 11% des BIP) sogar deutlich großer aus als in Deutschland. In der Tat liegt Deutschland mit einer kumulierten Zinsersparnis von etwas mehr als 8% des letztjährigen BIP unterhalb des Eurozonen-Durchschnitts (von rund 9% des BIP) und deutlich unterhalb großer Schuldnernationen wie Frankreich, Belgien oder Italien (siehe Aktuelle Grafik).   Kumulierte Zinsersparnis* ausge­ wählter EWU-Staaten Quellen: Eurostat, AMECO, Deutsche Bank Research Deutsche Bank Research Haushaltsentlastende und schuldendämpfende Effekte des Niedrigzinsniveaus 3   |    15. August 2017Aktuelle Grafik © Copyright 2017. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. Alle Rechte vor­ behalten. Bei Zitaten wird um Quellenangabe „Deutsche Bank Research“ gebeten. Die vorstehenden Angaben stellen keine Anlage­, Rechts­ oder Steuerberatung dar. Alle Meinungsaussagen geben die ak­ tuelle Einschätzung des Verfassers wieder, die nicht notwendigerweise der Meinung der Deutsche Bank AG oder ihrer as­ soziierten Unternehmen entspricht. 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In Deutschland wird dieser Bericht von Deutsche Bank AG Frankfurt genehmigt und/oder verbreitet, die über eine Erlaub­ nis zur Erbringung von Bankgeschäften und Finanzdienstleistungen verfügt und unter der Aufsicht der Europäischen Zen­ tralbank (EZB) und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) steht. Im Vereinigten Königreich wird die­ ser Bericht durch Deutsche Bank AG, Filiale London, Mitglied der London Stock Exchange, genehmigt und/oder verbreitet, die von der UK Prudential Regulation Authority (PRA) zugelassen wurde und der eingeschränkten Aufsicht der Financial Conduct Authority (FCA) (unter der Nummer 150018) sowie der PRA unterliegt. In Hongkong wird dieser Bericht durch Deutsche Bank AG, Hong Kong Branch, in Korea durch Deutsche Securities Korea Co. und in Singapur durch Deutsche Bank AG, Singapore Branch, verbreitet. 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