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25. September 2023
Das Kreditvolumen mit Unternehmen und Selbstständigen ist auch im zweiten Quartal nur leicht gestiegen (EUR +8,3 Mrd.; +4,6% ggü. Vj.). Zwar verschärften die Banken die Kreditstandards kaum noch und gaben auch die Leitzinserhöhungen nicht komplett weiter, aber die Nachfrage brach erneut ein. Auslandsbanken gewinnen, Großbanken verlieren Marktanteile. Die Einlagen sanken das dritte Quartal in Folge. Anleihe- und Aktienemissionen erholten sich etwas nach der jüngsten Schwäche. Die deutsche Volkswirtschaft kommt weiter nicht vom Fleck. Nach der leichten Rezession im Winterhalbjahr stagnierte das BIP in Q2. Der private Konsum enttäuschte und die Nettoexporte verzeichneten ein Minus. Bei den Investitionen leisteten nur die Vorratsveränderungen einen nennenswerten Wachstumsbeitrag. Angesichts der anhaltenden Gegenwinde ist für das laufende Jahr eine stärkere Schrumpfung der Wirtschaft zu erwarten (-0,5%), für 2024 nur ein Plus von 0,3%. [mehr]
Deutschland - Monitor Unternehmensfinanzierung Unternehmensfinanzierung Anhaltend verhaltenes Kreditgeschäft . Das Kreditvolumen mit Unternehmen und Selbstständigen hat im zweiten Quartal erneut nur geringfügig zugelegt, um EUR 8,3 Mrd. bzw. 0,5% ggü. März. Das Plus von 4,6% im 12-Monats-Vergleich ist zu einem Großteil auf das außergewöhnlich starke Q3 2022 zurückzuführen, das in Kürze aus dem Vorjahresvergleich fällt. Im vergangenen Quartal stag nierten die Darlehen an die Industrie, während sich das Expansionstempo bei Dienstleistern lediglich moderat verlangsamte. Die kurzfristigen Kredite liegen nur noch auf Vorjahresniveau und das Wachstum bei langfristigen Ausleihungen auf einem Mehrjahrestief. Die Auslandsbanken gewinnen weiter Marktanteile, wohingegen die Großbanken zurückfallen. Die Kreditnachfrage verringerte sich wegen der deutlich gestiegenen Zinsen und einer geringen Investitionsneigung erneut erheblich, während die Banken die Kreditstandards kaum noch ver schärften. Sie konnten die Margen ausweiten, haben aber die Zinserhöhungen der EZB nicht vollständig an die Kunden weitergegeben. Das Abflauen akuter Krisen und der starken Inflation erlaubt es den Firmen, die Liquiditätshaltung weiter zu reduzieren, sodass die Einlagen ggü. Vorquartal schrumpften. Gleich zeitig wurden aufgrund einer rekordhohen Zinsdifferenz kräftig Sicht- durch Ter mineinlagen substituiert. Gemischte Bilanz der übrigen F inanzierungsquellen . Anleihe- sowie Aktienemis sionen konnten sich nach der jüngsten Schwäche etwas erholen. Weiterhin gut lief es im Leasing; Commercial Paper enttäuschten dagegen. Konjunktur Nach Stagnation in Q2 kommt die Wirtschaft im Sommer nicht vom Fleck . Mit im Vorquartalsvergleich unverändertem privaten Verbrauch und rückläufigen Ex porten fielen gleich zwei wichtige Wachstumsmotoren mehr oder weniger aus. Einen positiven Beitrag leisteten hingegen die Vorratsveränderungen. Die leicht expandierenden Bau- und Ausrüstungsinvestitionen sowie der staatliche Kon sum gaben keine nennenswerten Impulse. Wachstumsprognose für 2023 und 2024 weiter abgesenkt. Nach einem enttäu schenden ersten Halbjahr 2023 fiel der Auftakt von Q3 nochmals schwächer aus. Im Vorquartalsvergleich könnte die Wirtschaftsleistung in Q3 erneut leicht schrumpfen. Die Binnenkonjunktur dürfte bis über den Jahreswechsel kraftlos bleiben. Zudem sind kaum positive außenwirtschaftliche Impulse zu erwarten. Daher haben wir unsere Prognose für das deutsche BIP im laufendenden Jahr auf -½% abgesenkt und erwarten in 2024 nunmehr lediglich ein Plus von 0,3%. Eine deutlichere Belebung des privaten Verbrauchs erwarten wir erst in H1 2024. Autoren Jan Schildbach +49 69 910-31717 jan.schildbach@db.com Marc Schattenberg +49 69 910-31875 marc.schattenberg@db.com Editor Stefan Schneider Deutsche Bank AG Deutsche Bank Research Frankfurt am Main Deutschland E-Mail: marketing.dbr@db.com Fax: +49 69 910-31877 www.dbresearch.de DB Research Management Stefan Schneider 25. September 2023 Weiter gebremste Kredit vergabe und Konjunkturflaute in Q 2 2023 Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 Unternehmensfinanzierung in Deutschland Kreditvolumen Die Kreditvergabe an Unternehmen und Selbstständige hat sich im üblicher weise recht starken zweiten Quartal weiter verlangsamt. Das ausstehende Kre ditvolumen legte nur um 0,5% bzw. EUR 8,3 Mrd. zu, verglichen mit durch schnittlich fast EUR 16 Mrd. in den Jahren 2016-22. Auf Jahressicht nahm das Wachstum auf 4,6% ab. Da demnächst das Ausnahme-Quartal Q3 2022 aus dem Vorjahresvergleich herausfällt, ist mit einem weiteren kräftigen Rückgang zu rechnen. Die Unternehmen benötigen einerseits weniger kurzfristige Liquidi tät, denn eine noch vor Monaten befürchtete schwere Rezession ist ausgeblie ben und der Kostendruck lässt langsam nach (nicht zuletzt dank niedrigerer Energiepreise). Andererseits ist das wirtschaftliche Umfeld unverändert schwie rig - das deutsche BIP dürfte dieses Jahr schrumpfen und die Investitionsnei gung der Unternehmen bleibt verhalten (zu den Details des aktuellen Konjunk turverlaufs und -ausblicks siehe Teil 2 im Anschluss). Vor allem sind die Finan zierungskosten derart gestiegen, dass die Firmen sehr zurückhaltend bei der Kreditaufnahme agieren. In Euroland als Ganzes gab es nicht einmal ein geringes Kreditplus ggü. Vor quartal, hier stagnierte das Volumen in Q2. Die Kredite an nichtfinanzielle Unter nehmen (ohne Selbstständige) liegen nur noch 2,2% höher als vor einem Jahr. Dabei verläuft die Entwicklung von Land zu Land recht unterschiedlich: In Italien und Spanien, aber auch den Niederlanden schrumpfen die Kreditbestände zum Teil deutlich (-1% bis -5% ggü. Vorjahr), Frankreich liegt im Mittelfeld (+4%) und Deutschland in der Spitzengruppe. Damit befindet sich das Kreditgeschäft nicht immer im Einklang mit der makroökonomischen Situation in diesen Ländern. Hinsichtlich der verschiedenen Branchen in Deutschland war es wenig überra schend, dass die volatileren Kredite an das Verarbeitende Gewerbe in Q2 stag nierten und die Jahresrate damit auf nur noch +1,1% einklappte, während sich der Dienstleistungssektor mit einem moderaten Rückgang auf +4,6% wesentlich robuster zeigte. Eine spürbare Verlangsamung auf +1,7% verzeichneten auch die Selbstständigen (die sich mit den Dienstleistern teilweise überschneiden). Unter dem Strich gab es im vergangenen Vierteljahr immerhin noch in 13 von 22 Einzelbranchen einen Anstieg des Kreditvolumens ggü. Vorquartal. Und die sechs Branchen, die ggü. Vorjahr im Minus liegen, stehen nur für 6,9% des ge samten Kreditbuchs, d.h. die Kreditdynamik flaut in der Breite ab, es ist kein Phänomen nur weniger Wirtschaftszweige. Innerhalb der Industrie verlief Q2 sehr durchwachsen - einem höheren Kredit volumen im Maschinenbau/Auto (EUR +0,7 Mrd. ggü. März), der Elektrotechnik und Metall (jeweils EUR +0,2 Mrd.) stand eine Verringerung bei der Ernährung (EUR -0,5 Mrd.) und der Chemie (EUR -0,4 Mrd.) entgegen. Unter den Dienstleistern lief es bei den Wohnungsunternehmen (EUR +4,1 Mrd.) und Telekom/Beratung/Werbung (EUR +1,3 Mrd.) noch recht ordentlich, während Gewerbeimmobilienfirmen (nur EUR +0,5 Mrd. angesichts des aktuel len Gegenwinds am Immobilienmarkt) und Beteiligungsgesellschaften (EUR -0,6 Mrd.) eher schwach abschnitten. Bei den sonstigen Branchen änderte sich im Vergleich zum Jahresauftakt kaum etwas - Bau und Handel setzten ihre Kreditexpansion fort (EUR +1,6 bzw. +1,7 Mrd.), bei Versorgern/Bergbau und der Landwirtschaft tat sich relativ wenig und im Verkehr (inkl. Energietransport) wurden vermutlich erneut Notfallkredite an die staatlichen Förderbanken zurückgezahlt (EUR -0,9 Mrd.). Mit Blick auf die unterschiedlichen Fristigkeiten hält die Normalisierung an. Die kurzfristigen Kredite (Laufzeit < 1 Jahr) stagnierten de facto sowohl von März bis Juni als auch im 12-Monats-Vergleich. Die Wachstumsraten bei den länge ren Laufzeiten schwächten sich moderat ab, auf 16,1% (1-5 Jahre) bzw. 3,4% -2 0 2 4 6 8 10 12 18 19 20 21 22 23 ggü. Vorjahr ggü. Vorquartal Kredite an inländische Unternehmen und Selbstständige* 1 % * ohne sonstige Finanzinstitute Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -15 -10 -5 0 5 10 15 18 19 20 21 22 23 Verarbeitendes Gewerbe Dienstleistungssektor Selbstständige ... nach Branche 2 % ggü. Vorjahr Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -20 -10 0 10 20 30 40 18 19 20 21 22 23 Kurzfristige Kredite Mittelfristige Kredite Langfristige Kredite ... nach Fristigkeit* 3 * ohne sonstige Finanzinstitute Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research % ggü. Vorjahr -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 18 19 20 21 22 23 Kreditbanken darunter Großbanken darunter Auslandsbanken Landesbanken Sparkassen Kreditgenossenschaften ... nach Bankengruppe* 4 * ohne sonstige Finanzinstitute % ggü. Vorjahr Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research 2 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 (> 5 Jahre). Letzteres ist der niedrigste Wert seit Ende 2016 und ein Signal der geringen Investitionsneigung der Unternehmen sowie der grundsätzlichen Her ausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland, die zuletzt immer offe ner zutage getreten sind. Der Abschwung im Kreditgeschäft trifft sämtliche Bankengruppen , jedoch sind deren sektorale Schwerpunkte ebenso verschieden wie das fundamentale Wachstumstempo, sodass die Verlangsamung bei manchen Institutsgruppen stärker ins Gewicht fällt als bei anderen. Die Auslandsbanken behaupten sich an der Spitze des Feldes (+12,1% ggü. Vorjahr). Mit weitem Abstand folgen die Genossenschaftsbanken (+5,4%), Förderbanken (einschl. DZ Bank) (nur noch +4%, nach teilweiser Rückzahlung der Hilfskredite an Energieunternehmen aus dem vergangenen Jahr) und die Sparkassen (+3,7%). Dahinter liegen die Lan desbanken (+2,8%) und, als Schlusslicht, die Großbanken (+1,6%). Letztere stehen erstmals seit der Neufassung dieser Kategorie 2018 auf dem letzten Platz. Für Sparkassen und Kreditgenossenschaften wiederum war es in Q2 das schwächste Quartalsplus seit 2014 bzw. 2016. Die Retail-Verbünde schnitten im abgelaufenen Vierteljahr am besten bei den Wohnungsunternehmen ab, die Genossenschaftsbanken darüber hinaus am Bau. Die Förderbanken mussten ein kräftiges Minus bei Versorgern/Bergbau, dem Verkehr und den Beteiligungsgesellschaften hinnehmen, was wie erwähnt zum Teil auf die Rückzahlung der Energie-Notkredite zurückzuführen sein dürfte. Die Großbanken verbuchten den größten Rückgang im Handel. Aus landsbanken und Landesbanken wiesen dagegen eine ausgewogenere Bran chenverteilung auf. Andere Finanzierungsquellen Das Umfeld für Commercial Paper von Nichtbanken bleibt außerordentlich schwierig. Von April bis Juni war die Nettoemission erneut negativ, d.h. es wur den EUR 582 Mio. mehr zurückgezahlt als neu ausgegeben. Nach der Vollbremsung im Winterhalbjahr erholte sich die Emission von Unter nehmensanleihen im zweiten Quartal wieder etwas. Netto standen EUR 3,4 Mrd. zu Buche, kein „gutes" Ergebnis, aber wenigstens ein Lichtblick nach dem starken Gegenwind durch die massiv gestiegenen Renditen und den Wegfall der EZB als des vorherrschenden Käufers der letzten Jahre. Im Eurogebiet ins gesamt belief sich die Nettoemission auf ebenfalls ordentliche EUR 17,4 Mrd. - immerhin der beste Quartalswert seit Beginn der Zinswende Anfang 2022. Aller dings steht die Notenbank bei der Rückführung ihrer durch die jahrelangen An leihekäufe aufgeblähten Bilanz noch ganz am Anfang des Prozesses: Seit Ende Februar werden auslaufende Papiere nicht mehr vollständig reinvestiert, wodurch sich der Nominalwert der Unternehmensanleihen im Besitz der EZB um gerade einmal EUR 8 Mrd. verringert hat. Das entspricht lediglich 2,1% des urspünglichen Maximalbetrags von EUR 391 Mrd. Mit dem weiteren Abschmel zen der Bilanz wird der Markt also noch erhebliche Volumina an Ersatz-Neu emissionen absorbieren müssen. Das Leasing schnitt auch in Q2 robust ab, mit einem Neugeschäft in Höhe von EUR 12,4 Mrd. (+10% ggü. Vorjahr). Hier haben sich nicht zuletzt Preissteige rungen im schwergewichtigen Pkw-Segment niedergeschlagen (+24%); außer dem lief es gut bei Lkw & Bussen sowie Baumaschinen. Rückläufig waren dage gen die Bereiche Maschinen und Immobilien. Angesichts positiver Börsenperformance konnten sich auch die Aktienemissio nen zwischen März und Juni etwas erholen - sie kamen auf solide EUR 4,2 Mrd. Neben einer größeren Kapitalerhöhung im Tourismus fanden mehrere klei nere Transaktionen statt, u.a. von Wohnungsunternehmen und in der Verpa ckungsindustrie. Allerdings gab es, wie bereits zum Abschluss des vergangenen Jahres, keinen einzigen Börsengang. -5 0 5 10 15 20 25 18 19 20 21 22 23 Anleihen inländischer nichtfinanzieller Unternehmen, Nettoemission 6 Mrd. EUR Quellen: EZB, Deutsche Bank Research -6 -5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 18 19 20 21 22 23 Commercial Paper inländischer Nichtbanken, Nettoemission 5 Mrd. EUR Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research 0 2 4 6 8 10 12 14 18 19 20 21 22 23 Mobilien Immobilien Mrd. EUR Leasinggeschäft, Neuvolumen* 7 * statistischer Bruch in Q1 2019. Entspricht nicht dem Gesamtmarkt. Quelle: BDL 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 18 19 20 21 22 23 Aktienemissionen inländischer Unternehmen (einschl. Finanzinstitute) 8 Mrd. EUR Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research 3 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 Einlagenvolumen Im zweiten Quartal haben sich die Entwicklungen der Vormonate eins-zu-eins fortgesetzt: Insgesamt sank das Einlagenvolumen - nur aufgrund des außerge wöhnlich starken Q3 2022 stehen auf Jahressicht noch +2,3% zu Buche; im September ist eine Kontraktion wahrscheinlich. Außerdem schichteten die Un ternehmen und Selbstständigen weiter kräftig um, von Sichteinlagen (EUR -30 Mrd.) in Termingelder (EUR +21 Mrd.). Für das Minus unter dem Strich dürfte gesorgt haben, dass die Firmen mittlerweile weniger Liquidität benötigen, um für akute Krisen (Corona, Lieferketten, Ukraine-Krieg) gewappnet zu sein, und gleichzeitig auch die Inflation erheblich nachgelassen hat. Die Verschiebung zwischen den verschiedenen Kategorien zeigt wiederum, dass die Unterneh men auf die von den Banken gesetzten Anreize reagieren, denn seit über 20 Jahren war die Differenz zwischen den Zinsen für Sicht- und Termineinlagen nicht mehr so groß wie aktuell mit 2,6 %-Punkten (s. auch unten). Ergebnisse des Bank lending surveys der EZB Die Verschärfung der allgemeinen Kreditstandards scheint zu Ende zu gehen. Im vergangenen Quartal meldeten netto lediglich 10% der Banken eine Straf fung ggü. Vorquartal, halb so viele wie sechs Monate zuvor. Die konkreten Kon ditionen für tatsächlich ausgereichte Darlehen wurden allerdings von immerhin 19% der Institute verschärft, was sich vor allem in erneut höheren Margen mani festierte. Nach dem langjährigen Verfall der Zinsmarge zwischen 2013 und 2018 und der kurzzeitigen Besserung zu Beginn der Pandemie ist das für die Banken ein gutes Ergebnis. Im Euroraum als Ganzes gab es bei den Kreditstan dards ebenfalls deutliche Zeichen der Entspannung; die Margen kletterten auch hier weiter. Größeren Einfluss auf die gedämpfte Kreditvergabe dürfte die erneut gesun kene Nachfrage der Kunden gehabt haben, von der netto 32% der Banken be richteten (wie schon in Q4 der kräftigste Einbruch seit 2005). Verantwortlich da für waren einmal mehr eine geringe Investitionsbereitschaft sowie die gestiege nen Zinsen. In der EWU stellten sogar 42% der Institute einen Nachfragerück gang fest - das größte Minus in der 20-jährigen Geschichte des Bank lending surveys. Für das laufende Quartal gehen die Banken in Deutschland praktisch von einer Stabilisierung sowohl der Kreditstandards als auch der Nachfrage aus. Gerade bei Letzterer ist jedoch die Treffsicherheit der Prognose erfahrungsgemäß nicht besonders hoch. Die Euro-Banken erwarten eine leichte weitere Verschärfung der Kreditstandards. Zinssätze Die schwache Nachfrage trägt unverändert dazu bei, dass die Banken die Leit zinserhöhungen der EZB (4 %-Punkte bis Ende Juni) nicht in Gänze an ihre Kunden weiterreichen. Für diese haben die Zinsen im Kredit-Neugeschäft seit Beginn der Zinswende Anfang 2022 im Durchschnitt nur um rund 3,4 %-Punkte zugelegt. Auffällig ist insbesondere das vergleichsweise niedrige Plus von 2,7 %-Punkten bei langfristigen Festzinskrediten (Zinsbindung > 5 Jahre), die in den letzten Monaten kaum noch teurer geworden sind und im Mittel 4% p.a. kosten. Die Zinssätze für alle anderen Kreditkategorien verteilen sich grob um die 5% Marke. Auf der Refinanzierungsseite haben die Zinsen für Termineinlagen mit 3,2% (+0,6 %-Punkte ggü. März) mittlerweile den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht. Jene für Sichteinlagen hinken hingegen mit 0,6% (+0,2 %-Punkte) noch deutlich hinterher (obwohl auch das der höchste Wert seit 2011 ist). Jan Schildbach (+49 69 910-31717, jan.schildbach@db.com) 900 1.000 1.100 1.200 1.300 1.400 1.500 1.600 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 18 19 20 21 22 23 Termineinlagen, ggü. Vorquartal (links) Sichteinlagen, ggü. Vorquartal (links) Volumen insgesamt** (rechts) Mrd. EUR Sicht- und Termineinlagen von inländi schen Unternehmen & Selbstständigen* 9 * einschließlich sonstiger Finanzinstitute ** Enthält statistische Umklassifizierungen in Q3 20, Q3 & Q4 22. Quellen: Bundesbank, Deutsche Bank Research -5 0 5 10 15 20 25 30 Q3 2 0 Q1 2 1 Q3 2 1 Q1 2 2 Q3 2 2 Q1 2 3 Q3 2 3 Deutschland Euroraum * Q3 23 erwarteter Wert ... verschärft ... gelockert Bank lending survey: Kreditstandards für Unternehmen* 10 Quellen: Bundesbank, EZB -50 -40 -30 -20 -10 0 10 20 30 Q3 2 0 Q1 2 1 Q3 2 1 Q1 2 2 Q3 2 2 Q1 2 3 Q3 2 3 Deutschland Euroraum ... gestiegen Bank lending survey: Nachfrage nach Unternehmenskrediten* 11 * Q3 23 erwarteter Wert Quellen: Bundesbank, EZB ... gesunken 4 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 -20 -10 0 10 20 30 40 50 Q2 2 0 Q4 2 0 Q2 2 1 Q4 2 1 Q2 2 2 Q4 2 2 Q2 2 3 Deutschland Euroraum ... verschärft ... gelockert Bank lending survey: Kreditkonditionen für Unternehmen insgesamt 12 Quellen: Bundesbank, EZB -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 35 Q2 2 0 Q4 2 0 Q2 2 1 Q4 2 1 Q2 2 2 Q4 2 2 Q2 2 3 Deutschland Euroraum ... gesunken ... darunter Margen für durchschnittliche Unternehmenskredite 13 Quellen: Bundesbank, EZB ... gestiegen 0 1 2 3 4 5 6 18 19 20 21 22 23 Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, ≤ EUR 1 Mio. Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften, > EUR 1 Mio. Kredite an Selbstständige und Personengesellschaften % Ø-Zins im Kredit-Neugeschäft, nach Kredithöhe 15 Quelle: EZB 0 1 2 3 4 5 6 18 19 20 21 22 23 Kredite mit Zinsbindung ≤ 1 Jahr Kredite mit Zinsbindung von 1-5 Jahren Kredite mit Zinsbindung > 5 Jahre ... nach Zinsbindungsfrist 16 %, Kredite an nichtfinanzielle Kapitalgesellschaften Quelle: EZB -1,0 -0,5 0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 18 19 20 21 22 23 Sichteinlagen Termineinlagen % Ø-Zins auf Einlagen von nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften (Neugeschäft) 17 Quelle: EZB -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 Q 2 2 0 Q4 2 0 Q2 2 1 Q4 2 1 Q2 2 2 Q4 2 2 Q2 2 3 Deutschland Euroraum ... gesunken ... darunter Margen für riskantere Unternehmenskredite 14 Quellen: Bundesbank, EZB ... gestiegen 5 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 Nach Stagnation in Q2 kommt die Wirtschaft im Sommer nicht vom Fleck - Die deutsche Wirtschaft trat in Q2 auf der Stelle. Mit einem stagnierenden privaten Verbrauch und rückläufigen Exporten fielen zwei wichtige Wachs tumsmotoren aus. Einen positiven Beitrag leisteten die Vorratsveränderun gen. Die leicht expandierenden Bau- und Ausrüstungsinvestitionen sowie der staatliche Konsum ergaben keine nennenswerten Impulse. - Nach einem enttäuschenden H1 und den schwachen Daten in den Som mermonaten haben wir unsere Prognose für das deutsche BIP im laufen denden Jahr auf -½% abgesenkt und erwarten in 2024 nunmehr lediglich ein Plus von 0,3%. Eine deutliche Belebung des privaten Verbrauchs erwar ten wir erst in H1 2024. Die ausführlichen Ergebnisse zur deutschen Wirtschaftsleistung in Q2 bestätig ten die Stagnation im Vorquartalsvergleich. Im Gegensatz zum Winterhalbjahr kam es vorerst zu keinen weiteren Revisionen. Nach zwei negativen Quartalen (Q1: -0,3% ggü. Vq., Q4: -1%) konnte der private Verbrauch sein Niveau in Q2 zumindest behaupten, von einer Belebung konnte jedoch keine Rede sein. Zu dem zeigten sich die Exporte von Waren und Dienstleistungen schwach (Q2: -1,1% ggü. Vq.), was zusammen mit den stagnierenden Importen einen Außen beitrag von knapp -0,6 %-Pkt. ergab. Damit fielen zwei entscheidende Wachs tumsmotoren mehr oder weniger aus. Einen nennenswert positiven Wachstums beitrag leisteten hingegen die Vorratsveränderungen (0,4 %-Pkt.). Auch die An lageinvestitionen expandierten knapp 0,4 % ggü. Vq., während der staatliche Konsum (Q2: 0,1% ggü. Vq.) nahezu unverändert blieb. Wachstumsprognosen für 2023 und 2024 weiter abgesenkt Angesichts der enttäuschenden ersten Jahreshälfte und des schwachen Auf takts von H2 haben wir unsere Wachstumsprognose für das deutsche BIP im Jahr 2023 auf -½% abgesenkt (zuvor -0,3%) und erwarten in 2024 nunmehr le diglich ein Plus von 0,3% (zuvor ½%). Im laufenden Q3 könnte die Wirtschafts leistung mit -0,3% ggü. Vq. erneut leicht schrumpfen. Neben einer schwachen Binnenkonjunktur dürften auch außenwirtschaftliche Gegenwinde das Wachs tum bremsen. Zum einen erwarten wir infolge der geldpolitischen Straffung ein spürbares Nachlassen der US-Konjunktur zum Jahresende. Zum anderen bleibt die Erholung der chinesischen Volkswirtschaft hinter den Erwartungen zurück und gibt damit auch weniger positive Impulse für die Weltwirtschaft. Die deut sche Binnenwirtschaft dürfte erst Mitte H1 2024 wieder kräftigeren Wind unter die Flügel bekommen, wenn die Gesamtinflation weiter spürbar nachgelassen hat und Lohnerhöhungen in größerer Breite wirksam werden. Privater Verbrauch ohne Schwung durch das Sommerhalbjahr Eine spürbare Erholung des privaten Verbrauchs ließ in Q2 weiter auf sich war ten. Die immer noch kräftige Verbraucherpreisinflation (VPI Q2: 6,6% ggü. Vj.) gepaart mit zunehmenden Konjunktursorgen standen dem entgegen. Das am GfK-Index gemessene Konsumklima blieb bis zuletzt (Sep: -25,5) schwach. Die Konjunktursorgen manifestierten sich und auch die Einkommenserwartungen bekamen jüngst einen Dämpfer. In diesem Umfeld scheinen die Haushalte den Euro dreimal umzudrehen, was sich am hohen Niveau der Indexkomponente zum Sparverhalten widerspiegelt. Die saisonbereinigte Sparquote zog bereits in Q2 wieder auf 11,9% an (Q1: 10,7%) und dürfte auch in Q3 kaum nachgegeben Deutschland: Konjunkturprognose % ggü. Vj. 2022 2023P 2024P Reales BIP 1,8 -0,5 0,3 Privater Konsum 3,9 -0,8 1,5 Staatsausgaben 1,6 -1,6 1,9 Anlageinvestitionen 0,1 0,6 -0,4 Ausrüstungen 4,0 3,8 1,2 Bau -1,8 -1,3 -2,6 Lager, %-Punkte 0,7 -0,1 -0,2 Exporte 3,3 -0,9 1,1 Importe 6,6 -1,5 2,3 Nettoexport, %-Punkte -1,2 0,2 -0,5 VPI (nat. Def.) 6,9 6,1 2,3 Staatsverschuldung, % BIP 66,3 65,9 65,5 Arbeitslosenquote, % 5,3 5,6 5,5 Budgetsaldo, % BIP -2,5 -2,1 -1,4 Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research -2 -1 0 1 2 3 Außenbeitrag Lager Bauinvestitionen Ausrüstungsinvestitionen Staatskonsum Privater Konsum Reales BIP, % gg. Vq. Prognose Wachstumsbeiträge zum realen BIP-Wachstum, ggü. Vq., ggü. Vj., %-Punkte Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Bank Research Deutsches BIP und Komponenten 19 18 6 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 haben. Ende 2023 könnte der private Verbrauch wieder etwas anziehen (Q4: 0,3% ggü. Vq.), mit einer kräftigeren Belebung rechnen wir nicht vor Frühjahr 2024. Zwar kamen bereits viele Arbeitnehmer in den Genuss von teilweise kräf tigen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichzahlungen (2023/24 insg. bis zu EUR 3.000 möglich) und auch die Renten wurden spürbar angehoben (Juli: West: 4,4%, Ost: knapp 5,9%), dennoch dürfte die Kauflaune erst richtig zurück kehren, wenn auch reale Einkommenszuwächse spürbar werden und die Kon junktursorgen abnehmen. Bau- und Ausrüstungsinvestitionen in Q2 gedämpft, zunehmende Abwärtsrisiken für die Industrieproduktion Die Bruttoanlageinvestitionen zeigten sich in Q2 mit 0,4% ggü. Vq. weniger dy namisch als noch zum Jahresauftakt (Q1: 1,7%), als vom Wetter und Nachholef fekten bei Käufen von Firmenwagen positive Impulse ausgingen. Ein Mix aus zyklischen und strukturellen Gegenwinden dämpft sowohl die Bau- als auch die Ausrüstungsinvestitionen. Die Bauinvestitionen (Q2: 0,2% ggü Vq.) leiden ins besondere unter dem restriktiven Zinsumfeld und dem damit verbundenem An stieg der Finanzierungskosten. Zudem bremsen die nach wie vor hohen Bau kosten (Wohngebäude Q2: 8,8% ggü. Vj.) viele Projekte aus. Im August melde ten knapp 21% (Höchstwert) der vom ifo-Institut befragten Wohnungsbauunter nehmen über stornierte Bauvorhaben. Vor diesem Hintergrund dürften die Bau investitionen in Q3 um etwa 1 ½% ggü. Vq. zurückgehen. Den Ausrüstungsinvestitionen (Q2: 0,6% ggü. Vq.) macht das Finanzierungs umfeld ebenfalls zu schaffen, während die nunmehr vollständige Normalisierung der Lieferketten ein Rückenwind sein dürfte. Aber in Anbetracht der gesunkenen Kapazitätsauslastung im Verarbeitenden Gewerbe (Q3: 83% ggü. Q2: 84,4%), der weiter schwachen Vorlaufindikatoren für die Auftragseingänge (PMI Neuauf träge Q3: 33,4; -6,7 ggü. Vq.) und der insgesamt geringeren außenwirtschaftli chen Impulse dürften die Ausrüstungsinvestitionen in H2 kaum weiter expandie ren. Zudem könnten nun auch eher strukturelle Faktoren vermehrt negativ ins Gewicht fallen. Dazu zählen die im internationalen Vergleich hohen Energiekos ten, der Fachkräftemangel und der allgemeine Standortwettbewerb (z.B. US IRA). Mit der Abschwächung des außenwirtschaftlichen Umfeldes und der lahmenden Binnenkonjunktur mehren sich auch die Abwärtsrisiken für unsere Prognose der Industrieproduktion im laufenden Jahr (+1%). Unterstützung bietet zurzeit noch das Abarbeiten der Auftragsbestände (Q2: -1,6% ggü. Vq.). Arbeitsmarkt mit leichten Schwächesignalen, Tarifrunde 2023 im Endspurt Der deutsche Arbeitsmarkt ist nach wie vor robust, aber die konjunkturelle Schwäche hinterlässt ihre Spuren und zudem zeigen sich zunehmend die struk turellen Grenzen. Zwar herrscht in vielen Wirtschaftsbereichen nach wie vor ein Fach- bzw. Arbeitskräftemangel, wie unter anderem das KfW-ifo-Fachkräfteba rometer aufgezeigt. Für Q2 gaben gut 42% (Q4: 45,7%) der befragten Unter nehmen an, dass Fachkräftemangel ihre Geschäftstätigkeit behindert. Dennoch ist die saisonbereinigte Arbeitslosenzahl in den Monaten von Februar bis Au gust auch ohne den Einfluss ukrainischer Flüchtlinge um 91.000 Personen (ins gesamt 114.000) gestiegen. Auch in der zweiten Jahreshälfte ist mit monatli chen Anstiegen in der Größenordnung von etwa 10.000 Personen zu rechnen. Darauf deuten nicht zuletzt auch die Komponenten der Arbeitsmarktfrühindika toren von IAB und ifo. Zumindest für den Dienstleistungssektor sind die Signale aber noch leicht positiv. Der Aufwuchs an sozialversicherungs-pflichtiger -80 -70 -60 -50 -40 -30 -20 -10 0 10 -80 -60 -40 -20 0 20 40 60 80 20 21 22 23 GfK Konsumklima Konjunkturerwartungen Einkommenserwartungen Anschaffungsneigung Sparneigung (rechts) Index Index Quelle: GfK Konjunktursorgen belasten das Konsum klima, Sparen scheint weiterhin Trumpf 20 70 74 78 82 86 90 -16 -11 -6 -1 4 9 14 16 17 18 19 20 21 22 23 Investitionen in Maschinen & Ausrüstungen (links) Kapazitätsauslastung ifo (rechts) Kapazitätsauslastung sinkt, kein Rückenwind für Ausrüstungsinvestitionen 21 Quellen: Statistisches Bundesamt, ifo %, ggü. Vq., sb. %, sb. 60 70 80 90 100 110 120 18 19 20 21 22 23 Produktion Auftragseingang (ohne Großauftr.) Quelle: Statistisches Bundesamt Verarbeitendes Gewerbe in DE, 2015=100 Schwache Auftragseingänge, gedämpfte Produktion im Verarbeitenden Gewerbe 22 7 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 Beschäftigung (Jun: 34,8 Mio.) und Erwerbstätigkeit insgesamt (Jul: 45,9 Mio.) scheint im saisonbereinigten Vormonatsvergleich erst einmal auf den jeweiligen Höchstständen ein Plateau zu bilden. Die sich hinziehenden Tarifverhandlungen im Einzel-, Groß- und Außenhandel sowie die erst im Oktober beginnenden Verhandlungen im Öffentlichen Dienst der Länder (ohne Hessen) könnten spürbaren Einfluss auf die durchschnittliche Tariflohnentwicklung (mit und ohne Sonderzahlungen) der Jahre 2023 und 2024 haben. Die zu erwartenden Abschlüsse dürften sich in Höhe und Struktur an den Ergebnissen anderer Wirtschaftsbereiche orientieren. Entscheidend wird sein, wann und in welcher Höhe potenzielle inflationsbezogene Sonderzahlun gen geleistet werden, beziehungsweise langfristig wirkende prozentuale Lohn anhebungen einsetzen. Letztere dürften sich auf das Jahr 2024 konzentrieren. Daher erwarten wir im laufenden Jahr einen reinen Tariflohnanstieg von „nur" gut 4%, gefolgt von rund 5 ½% in 2024. Nicht zuletzt da auch außerhalb der re gulären Tarifverhandlungen Inflationsausgleichsprämien vereinbart wurden, dürften Effektivverdienste in diesem Jahr um rund 6% zulegen und in 2024 um etwa 5%. EZB: Einlagensatz auf 4% und nun wahrscheinlich längere Pause Da die Inflation in der EWU (HVPI Aug: 5,2% ggü. Vj.) noch deutlich über dem mittelfristigen 2%-Ziel liegt, hatten wir eine enge Entscheidung des EZB-Rates erwartet. Mehrheitlich votierte der Rat für eine erneute Anhebung der Leitzinsen um 25 Basispunkte (Bp.). Damit hat die EZB seit Mitte 2022 Zinsschritte von ins gesamt 450 Bp. vollzogen. Die Pressekonferenz zur September-Sitzung war von einer „hawkischen" Tonalität geprägt. Zinssenkungen waren kein Thema. Über die Höhe der Leitzinsen und vor allem, wie lange das restriktive Niveau beizubehalten sei, will die EZB nach wie vor datengetrieben entscheiden. Präsi dentin Lagarde vermied Aussagen, ob der Zinsgipfel erreicht sei. Jedoch erwar ten wir, dass die EZB nun innehalten wird und den Einlagensatz für die kom menden 12 Monate bei 4% belässt. Einer weiteren Anhebung um 25 Bp. ordnen wir nur eine Randwahrscheinlichkeit zu, wenn bspw. die Inflationserwartungen der Haushalte angesichts des jüngsten Energiepreisanstiegs deutlich steigen würden. Ab September 2024 erwarten wir dann schrittweise Zinssenkungen von insgesamt 150 Bp. Ende 2025 dürfte der Einlagensatz bei 2,5% liegen, noch über dem neutralen Niveau von etwa 2%. Die Pressekonferenz brachte keine Neuigkeiten zur Bilanzpolitik. Es wurde aber klar, dass die Hürden für einen vor zeitigen Ausstieg aus den PEPP-Reinvestitionen hoch sind. Für 2023 und 2024 hat die EZB ihre Wachstumsprognosen für die EWU auf 0,7% (-0,2 %-Pkt.) bzw. 1% (-0,5 %-Pkt.) nach unten revidiert. Im Jahr 2025 wird ein Wirtschaftswachstum von 1,5% erwartet. Die Inflationsprognosen für 2023 und 2024 wurden auf 5,6% bzw. 3,2% angehoben (je 0,2 %-Pkt.). Erst im Jahr 2025 dürfte die Gesamtinflation in der EWU wieder bei 2,1% liegen. Marc Schattenberg (+49 69 910-31875, marc.schattenberg@db.com) 4,5 5,0 5,5 6,0 6,5 7,0 400 450 500 550 600 650 700 750 800 850 900 16 17 18 19 20 21 22 23 Offene Stellen (links) Arbeitslosenquote (rechts) '000 % Schwache Konjunktur hinterlässt auch Spuren am deutschen Arbeitsmarkt 23 Quelle: Bundesagentur für Arbeit -2 0 2 4 6 8 10 12 15 16 17 18 19 20 21 22 23 HVPI Kernrate EWU: Inflation 24 % ggü. Vj. Quelle: Eurostat 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 2 2,1 2,2 2,3 01 03 05 07 09 11 13 15 17 19 21 22 % gg, Vj. EZB: Umfrage unter professionellen Prognostikern EWU: Längerfristige Inflationserwartungen (in 5 Jahren) 25 8 | 25. September 2023 Deutschland-Monitor Weiter gebremste Kreditvergabe und Konjunkturflaute in Q2 2023 © Copyright 2023. Deutsche Bank AG, Deutsche Bank Research, 60262 Frankfurt am Main, Deutschland. 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